Lebenslanges Engagement trotz Handicap

Wolfgang Thomeczek holt große Kunst ins „tiefe Thal“

Stand

Von Autor/in Mareike Gries

Kunst hat den 75-jährigen Wolfgang Thomeczek seit seiner Kindheit begeistert. Vom eifrigen Museumsbesucher wurde er zum Förderer und Aussteller der von ihm verehrten Künstler*innen. Und das trotz Handicap.

Ein Leben für die Kunst – das ist der Antrieb des Kulturförderers Wolfgang Thomeczek. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Veronika betreibt er seit dem Jahr 2016 im pfälzischen Tiefenthal sein Kunstkabinett.

Dort, im sprichwörtlichen tiefen Tal mit gut 800 Einwohnern, zeigt der Ausstellungsmacher Werke von Künstler*innen, die ihm seit Jahrzehnten am Herzen liegen.

Wolfgang Thomeczek betrachtet ein Werk von Edvard Frank
Die Aquarelle von Edvard Frank faszinieren Wolfgang Thomeczek schon lange. In seinem Kunstkabinett widmet der Galerist dem Künstler der so genannten „Verschollenen Generation“ eine Ausstellung.

Kunstwerke im Kopf und im Herzen

Geboren wurde Wolfgang Thomeczek 1950 in einem kleinen Ort an der Mosel. Für Kunst hat er sich früh begeistert, besuchte die Museen der Umgebung. Und das, obwohl er von klein auf nur eingeschränkt sehen konnte. Mit den Jahren wurde seine Sehkraft immer schwächer, aktuell hat der Kunstliebhaber ein Sehvermögen von fünf Prozent.

„Viele Kunstwerke habe ich im Kopf und im Herzen“, sagt der gelernte Schauwerbegestalter. Darüber hinaus helfen ihm Taschenlampen, Lupen und vor allem seine Ehefrau, um der Kunst gerecht zu werden.

Vor allem Künstler*innen, die Thomeczek schon seit Jahrzehnten kennt, die von der breiten Öffentlichkeit aber oft vergessen wurden, bietet Thomeczek in dem von ihm errichteten Museum eine Bühne: „Diese Werke habe ich in meinem inneren Auge abgespeichert“.

Das KunstKabinett in Tiefenthal
In den Garten neben seinem Wohnhaus hat Wolfgang Thomeczek gemeinsam mit seiner Frau einen Kunstkubus errichtet. Früher stand an der Stelle eine ungenutzte Garage.

Möglichmacher aus Überzeugung

Einer der Künstler, die Wolfgang Thomeczek besonders schätzt, ist der 1972 verstorbene Maler Edvard Frank. Dessen Arbeiten haben Thomeczek schon als Schuljungen begeistert. Er ging regelmäßig ins Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern, um dort ein großes Wandgemälde von Frank zu bewundern.

Später wurde das große Bild verdeckt und war über Jahre nicht zu sehen. Sehr zum Bedauern von Wolfgang Thomeczek. Deshalb hat er sich mit der Museumsleitung in Verbindung gesetzt und sich dafür eingesetzt, dass das Wandgemälde wieder freigelegt wird. Mit Erfolg.

„Wenn wir etwas wollen für die Kunst, dann fragen wir uns direkt: Wie schaffen wir das?“, sagt Veronika Thomeczek. Reich würden sie damit nicht, doch „die Kostenfrage erstickt jede Kreativität“, ist sich Wolfgang Thomeczek sicher.

Edvard Frank: Handwerk und Technik, 1955
Wieder freigelegtes Wandgemälde am Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern. Edvard Frank: Handwerk und Technik, 1955

Ein Zuhause für die Kunst

Das Ehepaar lebt in einem ehemaligen Pfarrhaus. Direkt daran angrenzend haben Wolfgang und Veronika Thomeczek ihren lichtdurchfluteten Kunstkabinett-Kubus errichtet und locken damit Kunstinteressierte von weit her in die beschauliche Provinz.

Das liegt auch am guten Händchen des Ausstellungsmachers: Schon seine erste Schau mit Werken des Bildhauers Thomas Duttenhoefer über den Schauspieler Mario Adorf war ein großer Erfolg.

Der Galerist Wolfgang Thomeczek und die Künstlerin Jacqueline Diffring
Wolfgang Thomeczek pflegt einen engen Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern. So auch mit der 2020 verstorbenen Bildhauerin Jacqueline Diffring.

Enthusiastischer Überzeugungstäter

Wolfgang Thomeczek hat sich vor allem der zeitgenössischen Kunst verschrieben. Er ist ein enthusiastischer Überzeugungstäter, der sein Publikum immer wieder auf eine künstlerische Entdeckungsreise schickt.

Trotz seiner geringen Sehkraft macht er Bildwelten sichtbar. Und eröffnet den Besucher*innen damit immer wieder ganz neue Horizonte.

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