Retro-Look, Pastelltöne, alles wirkt fast puppenhaft: Wes Andersons neuer Film „Der phönizische Meisterstreich“ wurde jüngst in Cannes präsentiert und ist ab dem 29. Mai in den deutschen Kinos zu sehen.
Renommierte Besetzung im neuen Film

Benicio del Toro spielt den Geschäftsmann Zsa-Zsa Korda, der neun Kinder hat, zu denen er jedoch keine richtige Beziehung aufbauen kann. Immer wieder wird er Opfer von Attentaten, die er jedes Mal überlebt – doch sein Glück kann nicht ewig halten.
Deshalb ernennt er seine Tochter Liesl, gespielt von Mia Threapleton (Tochter von Kate Winslet und Regisseur Jim Threapleton), zur Alleinerbin seines Imperiums. Sie steht jedoch kurz davor, Nonne zu werden.
Wie so oft in Andersons Filmen sind auch dieses Mal wieder große Namen dabei: Mit von der Partie sind unter anderen Scarlett Johansson, Tom Hanks, Benedict Cumberbatch, Charlotte Gainsbourg und Bill Murray.
Visueller Stil: Zeitlupe als zentrales Element
Wes Anderson hat sich einen Namen gemacht mit einem sehr präzisen, unverwechselbaren Stil. Seine Filme zeichnen sich durch symmetrische Bildkompositionen aus, die oft wie Puppenstuben wirken.
Ein nostalgischer Touch durchzieht die gesamte Ästhetik, geprägt von Pastellfarben, Miniaturmodellen und Stop-Motion-Technik. Diese Techniken lassen die Kulissen bewusst künstlich erscheinen.

Anderson wird für seine Künstlichkeit geliebt, aber zugleich auch kritisiert. „Jeder Film, ausnahmslos, ist ein Kunstgriff. Deshalb sind die realistischsten und ehrlichsten Filme diejenigen, die das nicht zu verbergen versuchen, sondern es offen zeigen. So wie meine“, erklärte der Regisseur im Interview dazu mit einer italienischen Zeitschrift.
Liebe zum Detail
Zu Andersons bekanntesten Werken gehören: Die Royal Tenenbaums (2001), Darjeeling Limited (2007), Moonrise Kingdom (2012), The Grand Budapest Hotel (2014), The French Dispatch (2021) und zuletzt Asteroid City (2023).

Wes Anderson ist auch bekannt für seine Liebe zum Detail. Kleine Requisiten, die nur wenige Sekunden zu sehen sind, tragen oft wesentlich zur Atmosphäre bei. Im neuen Film „Der phönizische Meisterstreich“ etwa sind im Hintergrund echte Kunstwerke zu sehen, darunter ein Renoir und eine gotische Holzschnitzerei.
Stilikone auch in den sozialen Medien
In den 2000er-Jahren etablierten seine Filme Anderson als Autorenfilmer. Sein Retro-Vintage-Look wurde zum Markenzeichen – und zum Social-Media-Trend: Unter Hashtags wie #accidentallywesanderson posten Nutzer weltweit Bilder, die an die Ästhetik seiner Filme erinnern.
Auf einem Instagram-Profil beispielsweise, werden Bilder von Gebäuden weltweit gepostet, die an die Kulisse und Ästhetik Wes Andersons erinnern.
Social-Media-Hype um Kino-Ästhet Tausendmal kopiert: Das Netz feiert Wes Anderson, doch der Regisseur feiert nicht mit
Kaum ein anderer Regisseur hat so eine unverkennbare filmische Handschrift wie Wes Anderson. Während seit dem 15. Juni im Kino Wes Andersons neuester Film „Asteroid City“ zu sehen ist, erobern Trailer von Blockbustern im Wes-Anderson-Stil das Internet. Doch von der Imitation seines Stils hält der Filmkünstler nur wenig.
Café im Wes-Anderson-Stil
Die fantastische, pastellfarbene Welt von Wes Anderson kann man nicht nur auf der Leinwand erleben: In Mailand, im Museum „Fondazione Prada“, der Modeunternehmerin Miuccia Prada, gestaltete Anderson 2015 das Café „Bar Luce“.

Sobald man das Café betritt, entdeckt man Andersons Handschrift überall: Hellgrüne Farbgebung, gemusterte Tapeten, Retro-Möbel, Flipperautomaten und eine Jukebox lassen das Gefühl entstehen, mitten in einer Filmszene zu stehen.
Mit den Jahren entwickelte sich eine enge Beziehung von Anderson zur „Fondazione Prada“. 2023/24 wurde dort seinem Film „Asteroid City“ sogar eine Ausstellung gewidmet, mit Originalrequisiten und -sets.
Wes Anderson ist Indie!

Mit seinen langen, glatten Haaren, seinem schlichten, eleganten Look und seiner Fantasiewelt ist Wes Anderson zur Ikone geworden. Ein Träumer, der mit seinen visionären Filmen ganze Generationen in eine andere Welt versetzt hat – und damit auch die Musikszene beeinflusste.
„Ich würde gern in einem Wes-Anderson-Film leben, symmetrische Einstellungen, und dann fangen die Kinks an zu spielen. Ich möchte die Liebe aus Wes-Anderson-Filmen, ganz viel Zärtlichkeit und bittersüße Enden“, sang 2011 der italienische Indie-Sänger Niccolò Contessa, besser bekannt unter dem Pseudonym „i cani“.
Dieser Song, mit dem einfachen Titel „Wes Anderson“ war sein Debüt und machte ihn schnell zu einem der einflussreichsten Musiker und Produzenten der italienischen Indie-Szene. Er beschreibt im Song den Wunsch, in einer Welt zu leben, die von Farben, Figuren und einem Hauch Ironie geprägt ist – wie in Andersons Filmen. Auch der Stil des Musikvideos ist eine Hommage an den Regisseur.
Was „Rikas“ mit diesem Lied ausdrücken wollen, ist das, was viele Fans weltweit empfinden: den Wunsch, in einer Welt zu leben, die von Ästhetik, Musik und Emotionen geprägt ist – ganz im Sinne Wes Andersons.