Das Württembergische Landesmuseum schickt mit „Uffrur on the Road“ ein Straßenspektakel auf Tour, das die Ereignisse des Bauernkriegs von 1524 und 1525 auf neue Art erlebbar machen soll.
Information und Unterhaltung: Begleitend zur Ausstellung „Uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ wird das Straßentheaterstück an 16 Schauplätzen im Südwesten Deutschlands aufgeführt. Dabei sollen performative, musikalische und multimediale Elemente in einem Rahmen mit Jahrmarkt-Charakter zu einem eindrücklichen Geschichtserlebnis verschmelzen.
Ungerechtigkeit spielerisch erfahren
Eine der Hauptattraktionen, die beispielsweise beim Termin in Weingarten sofort ins Auge sticht: der riesige Tischkicker. Doch Vorsicht: Das scheinbar harmlose Spiel birgt eine hinterhältige Ungerechtigkeit.
Die „Bauern“ spielen hier grundsätzlich bergauf, während die „Adligen“ auf der anderen Seite einen klaren Heimvorteil genießen. Eine bewusste Entscheidung der Macher, um die damalige Ungleichheit der Epoche mit einem Augenzwinkern spürbar zu machen.

Wer es noch deutlicher haben will, kann sich am Katz-und-Maus-Schach versuchen: Hier tritt eine Seite ausschließlich mit Bauern (Mäusen) an, während die andere Seite über alle Offiziere verfügt. Die Gewinnwahrscheinlichkeit für die Mäuse? Eine Milliarde zu eins – viel Glück! Auch hier wird die Ungleichheit und Chancenungleichheit der damaligen Zeit auf spielerische Weise erlebbar gemacht.

Erlebniswelt mit Jahrmarktcharakter und Theaterstück
„Uffrur on the Road“ soll eine Erlebniswelt mit Infobereich, Essens- und Getränkeständen sowie einer Theaterbühne sein. Inmitten dieser bunten Kulisse erzählt ein Theaterstück die Geschichte des Bauernkriegs, die Beweggründe der Menschen von damals, ihr Scheitern und was davon geblieben ist.
Vor 500 Jahren entfachten die Bauern, angetrieben vom Freiheitswillen der Reformation, überall im Südwesten Deutschlands Revolten. Sie wollten keine Hörigen mehr sein, nicht mehr ausgehungert von erpresserischen Steuern, sondern „Freie Christenmenschen“.
Doch als sie zu den Waffen griffen, stellte sich sogar Martin Luther auf die Seite der Mächtigen und forderte, die Bauern „totzuschlagen“. Der „Uffrur“ versank in einem Blutbad.

Bühne für regionale Talente
Nach dem Theaterstück soll ein Musikhighlight der jeweiligen Region den Abend abrunden. Begleitend gibt es außerdem Mitmachaktionen wie einen Protestsong-Contest, bei dem es Geldpreise und einen Auftritt zum Tourfinale am 12. Oktober in Maulbronn zu gewinnen gibt.
Was trieb die Bauern vor 500 Jahren in die Revolte? Was wollten sie erreichen? Warum sind sie gescheitert? Was ist geblieben? Zu lernen jedenfalls gibt es jede Menge. Unterhaltsam und zwanglos wie selten. Das Mitmachspektakel „Uffrur on the road“ wird noch den ganzen Sommer im Südwesten unterwegs sein.
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Prof. Dr. Sabine Holtz, Direktorin der Abteilung Landesgeschichte und Geschäftsführende Direktorin des Historischen Instituts der Universität Stuttgart
Dr. Christian Pantle, Wissenschaftsjournalist und Buchautor
Dr. Marco Veronesi, Historiker und Kurator der Großen Landesausstellung „Uffrur“ im Kloster Schussenried
Ausstellung:
„Uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“, Ausstellung im Kloster Schussenried (26. April - 5. Oktober 2025)
Buch:
Christian Pantle, Der Bauernkrieg. Deutschlands großer Volksaufstand, Propyläen Verlag 2024, 22,00 €
500 Jahre Bauernkrieg | 1/3 Das war der Bauernkrieg – Der große Aufruhr
1524 gärt es unter den Bauern zwischen Bodensee und Main und den einfachen Handwerkern in den Städten. Eine Forderung: Ende der Leibeigenschaft.