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Termin
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Programm
Programmtext
Interpreten
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TERMIN
Sonntag, 25. Mai 2025, 16 Uhr
Jagdsaal, Schloss Schwetzingen
Sendung am Montag, 2. Juni, 20:03 –22 Uhr im Radioprogramm SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de
BESETZUNG
Aurora Marthens Sopran
Ilyes Boufadden Adloff Oboe
Alexander Warenberg Cello
Haesue Lee Viola
Johannes Obermeier Klavier
PROGRAMM
Ludwig van Beethoven 1770 – 1827
Zwölf Variationen über das Thema "Ein Mädchen oder Weibchen" aus "Die Zauberflöte" WoO 46 op. 66
Dora Pejačević 1885 – 1923
Drei Gesänge für Sopran und Klavier op. 53
Nr. 1: Venedig
Nr. 2: Vereinsamt
Nr. 3: Der Einsamste
Charles Martin Loeffler 1861 – 1935
Zwei Rhapsodien für Oboe, Viola und Klavier
L'étang
La cornemuse
PAUSE
Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
Arie "Martern aller Arten" aus "Die Entführung aus dem Serail",
bearb. für Oboe und Klavier
Arie "Dies Bildnis ist bezaubernd schön" aus "Die Zauberflöte", bearb. für Oboe und Klavier
Alfredo Carlo Piatti 1822 – 1901
"La Sera Notturno" für Sopran, Violoncello und Klavier
Hector Berlioz 1803 – 1869
"La Captive" für Mezzosopran, Violoncello und Klavier op.12 Nr. 6
August Klughardt 1847 – 1902
"Schilflieder". Fünf Phantasiestücke nach Gedichten von Nikolaus Lenau für Oboe, Viola und Klavier op. 28
Nr. 1: Langsam, träumerisch
Nr. 2: Leidenschaftlich erregt
Nr. 3: Zart, in ruhiger Bewegung
Nr. 4: Feurig
Nr. 5: Sehr ruhig
Adel verpflichtet, Ruhm ebenso. Die Preisträger des ARD-Wettbewerbs jedenfalls verstehen ihre Auszeichnungen als Aufforderung und ergänzen bekanntes Repertoire auch in diesem Programm durch Neues und (noch) Unentdecktes. Das beginnt, ganz vorsichtig, damit, dass Instrumente singen. Und zwar Arien Mozarts, des größten Sängers unter den Komponisten. Die Oboe nimmt sich der verzweifelten Konstanze an, die sich in Die Entführung aus dem Serail von ihrem geliebten Belmonte derart verlassen wähnt, dass ihr keine andere Tonart übrigbleibt als das melancholisch verdunkelte g-Moll (Martern aller Arten). Das Rohrblattinstrument schlüpft auch in die Rolle des Tamino, der sich in der Zauberflöte unsterblich in das Bild Paminas verliebt (Dies Bildnis ist bezaubernd schön). Das Cello wiederum verwandelt sich in Papageno, der Ein Mädchen oder Weibchen an seiner Seite herbeisehnt. Wobei in diesem Fall Beethoven dafür sorgt, dass es bei der lustigen Melodie des Vogelfängers allein nicht bleibt: Zusammen mit dem Klavier muss das Cello sich durch so viel Aberwitziges hindurch variieren, dass in dieser Version durchaus von einer zweiten Feuer- und Wassertaufe die Rede sein kann. Dabei entdecken wir beim weiten Weg durch die entlegensten Tonarten auch die Nachtseite des Heiteren.
Ebenso janusköpfig ist das Lied, das Hector Berlioz als Stipendiat des begehrten Prix de Rome 1832 verfasste: In La Captive durchsetzt er die Romanze einer schönen Gefangenen, die der Dichter Victor Hugo wenige Jahre zuvor in seiner Sammlung Orientales entworfen hatte, mit psychologisierenden Momenten. Die einprägsame Melodie würmelt sich allerdings unaufhaltsam mitten hinein in unsere Ohren – "das ist", soll der römische Akademiedirektor laut Berlioz‘ nicht besonders ironiefreien Memoiren nach der Aufführung geklagt haben, "zum Verrücktwerden! Den neuen Diener werde ich nur unter der ausdrücklichen Bedingung engagieren, dass er Die Gefangene nicht singen kann."
Zu den Vergessenen gehört auch der 1861 in Berlin geborene US-Amerikaner Charles Martin Loeffler, in dessen Werken sich Spuren von Debussy, Franck und Chausson finden, aber auch ein wenig osteuropäische Folklore. Die Klangbilder in den 1905 komponierten zwei Rhapsodien für Oboe, Viola und Klavier beschreiben erst einen Teich (L‘étang), dann einen Dudelsack. (Cornemuse). Die für dieselbe Besetzung komponierten Schilflieder des Wagner-Fans und (u. a.) Weimarer Hofkapellmeisters August Klughardt duften nach Fauré, träumen Schumann hinterher, sind aber Franz Liszt gewidmet; Letzteres wird vor allem der Pianist bestätigen, der hier auf sehr virtuose Weise gefordert ist.
Auch Alfredo Piatti, Jahrgang 1922, war von Liszt schwer beeindruckt, ja ist sogar gemeinsam mit ihm aufgetreten. Zu Lebzeiten war Piatti ein so berühmter Cellist, dass kein Geringerer als Mendelssohn eigens für ihn ein Solokonzert schreiben wollte. Dazu ist es, weil Mendelssohn nicht so alt wurde wie der erst mit 79 Jahren verstorbene Italiener, nicht gekommen. Dafür hat Piatti aber selbst komponiert. Dass La Sera für Sopran, Cello und Klavier das Wort Notturno als Zusatz wie als Gattungsbezeichnung im Titel trägt, mag man als Pleonasmus abtun – oder aber als Zeichen dafür werten, dass es hier in ganz besonderer Weise um Nächtliches gehen soll. Und, natürlich, um die Sehnsucht: "Ich liebe die sterbende Stunde des Tages", seufzt die Sopranistin in der ersten Zeile des vertonten Gedichtes. Das stammt übrigens von Andrea Maffei, dem Librettisten von Verdis Literaturopern Macbeth und I Masnadieri (Die Räuber), ist ziemlich sentimental und am Ende getränkt von Todessehnsucht.
Für die womöglich spannendste Entdeckung des Abends dürfte aber die 1885 geborene Tochter eines kroatischen Grafen und einer ungarischen Baronin sorgen. Dora Pejačević, sehr gebildet, sprachlich hochbegabt, lebte überwiegend in Dresden und München. Sie komponierte bis zu ihrem frühen Tod mit erst 37 Jahren eine Musik, die sich ausgesprochen kreativ (und mit vielen Anklängen an Rachmaninow) zwischen Spätromantik und Moderne herumtreibt und sogar den ansonsten ziemlich misogynen Arnold Schönberg beeindruckte. Die Gesänge op. 53, Vertonungen von drei Gedichten Friedrich Nietzsches, wirken wie Skizzen über die Lebens- und Geisteswelt der Komponistin. "Wes harrest du?" ist die Schlussfrage von "Der Einsamste". Und fast drohend endet "Vereinsamt": "Weh dem, der keine Heimat hat!" Dora Pejačević vertont die Verse mit einer Intensität und Dringlichkeit, als sei sie selbst ihre Autorin. Adel kann auch einsam machen.
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Veranstalter & Herausgeber: Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH
Künstlerische Leitung & Geschäftsführung: Cornelia Bend
Redaktion: Dr. Bianca Bapst
Text: Susanne Benda