Christian Held war von 2018 bis 2020 Trainer der Gladiators Trier in der 2. Liga. Danach wechselte er zu den Rostock Seawolves und stieg bereits im ersten Jahr in die Bundesliga (BBL) auf. Er sagt, in der Bundesliga sei das Spiel schneller und athletischer. Doch Trier sei gut vorbereitet. Held hat immer noch gute Kontakte an die Mosel. Sein Vater Ralf ist Sportdirektor der Gladiators Trier und war in den neunziger Jahren Co-Trainer der damaligen Trierer Bundesligamannschaft.

SWR Aktuell: Die Gladiators befinden sich in den Planungen für die erste Bundesligasaison nach 10 Jahren Zweitklassigkeit. Gibt es denn Bereiche, in denen Trier schon jetzt erstligareif ist?
Christian Held: Die Arena und die Stimmung sind natürlich absolut erstligareif. Da freut sich die BBL drauf, einen Verein mit solchen Fans in der Liga zu haben. Die Gegner freuen sich vielleicht nicht unbedingt. Aber genau so soll es ja auch sein. Ich glaube es ist unglaublich schwer in Trier zu spielen. Daneben ist die gesamte Führung absolut erstligareif. Die Erfahrung bei den Gladiators ist einfach unschätzbar. Da sind mit Don Beck und meinem Vater Leute, die haben als Trainer zusammen zweimal den deutschen Basketballpokal nach Trier geholt, danach erfolgreich in Oldenburg zusammen gearbeitet. Die wissen was auf einen zukommt.

Und dann natürlich Jacques Schneider als Trainer. Er hat ganz großen Anteil am Aufstieg der Gladiators Trier in die Bundesliga und immer ein klares Konzept gehabt, wie er die Mannschaft nach vorne bringen kann.
Die Art und Weise wie Jacques Schneider arbeitet, wird für Trier in der ersten Liga ein wichtiger Faktor sein.
Auch als es in der Liga gerade beim Saisonstart nicht so gut lief. Die Art und Weise wie Jacques Schneider arbeitet, wird sicher auch in der ersten Liga ein wichtiger Faktor sein für Trier. Das ist alles kein Zufall, dass er mit Trier jetzt in der Bundesliga ist.
SWR Aktuell: Was ist denn für einen Aufsteiger wie die Gladiators die größte Umstellung in der Bundesliga?
Held: Nach dem Aufstieg mit Rostock habe ich direkt gemerkt, dass in der BBL alles schneller geht. Die ganze Liga kam mir gefühlt schnellebiger vor. Man muss viel rascher Entscheidungen treffen.
Qualität, individuelle Fähigkeiten und Athletik der Spieler in der Bundesliga sind auf einem ganz anderen Level als in der zweiten Liga.
Die Aufmerksamkeit und der Druck sind ganz anders. Und natürlich die Athletik, das Talent und die individuellen Fähigkeiten der Spieler sind auf einem ganz anderen Level als in der zweiten Liga (Pro A). Man merkt schnell, dass Dinge, die in der Pro A noch gingen in der BBL nicht mehr funktionieren. In der Bundesliga finden die Gegner viel schneller Lösungen, um dir Probleme zu bereiten. Und die machen da auch weniger eigene Fehler.

SWR Aktuell: Die Saison startet Ende September. Wie arbeitsreich ist die Zeit bis dahin, um ein Team zusammen zu stellen?
Held: Wir haben uns damals in Rostock am Tag nach dem Aufstieg am Montagmorgen im Büro um 8 Uhr getroffen und besprochen wie es jetzt weiter geht. Man sitzt sehr, sehr viel am Telefon und viel am Computer. Man schaut sich da neue Spieler an, versucht Informationen über sie zu sammeln. Das Team wird dann wie ein Mosaik zusammengesetzt. Je mehr Teile man schon hat, desto schwerer wird es, die letzten zu finden. Weil die ja zu allen anderen passen müssen.
Bei der Spielersuche braucht man viel Geduld und Alternativen in der Hinterhand.
Es gibt zwar viele Spieler, die unbedingt erste Liga spielen wollen. Da denkst du als Trainer erstmal: super jetzt können wir guten Spielern hier erste Liga anbieten. Dann sagen die dir, dass sie aber auch in europäischen Wettbewerben spielen möchten oder irgendwelche andere Forderungen haben, die der Verein nicht erfüllen kann. Bei der Spielersuche braucht man viel Geduld und Alternativen in der Hinterhand. Das sind so die Dinge, die auch auf Trier zukommen werden.
SWR Aktuell: Was wäre denn wichtig für Trier, damit die Liga gehalten wird und es nach einer Saison nicht direkt wieder in die 2.Liga geht?
Held: Es ist natürlich gut, einen Kern aus der Aufstiegsmannschaft zu halten und dann die Euphorie des Aufstiegs mitzunehmen. Ganz entscheidend ist auch, dass die Halle von Anfang an voll ist und die positive Stimmung beibehalten wird. Auch wenn mal das eine oder andere Spiel verloren geht. Und dann müssen auf den wichtigen Positionen qualitativ starke Spieler nach Trier geholt werden. Denn wie gesagt, die Qualität der Spieler in der BBL ist deutlich besser als in der zweiten Liga.

Wenn man das alles schafft kann man auch die erste Liga halten. Auch mal einen Überraschungssieg gegen deutlich bessere Basketballteams landen und eine kleine Siegesserie hinlegen. Das bringt einen schnell ein paar Plätze nach vorne und bringt Abstand zu den Abstiegsplätzen.
SWR aktuell: Mit ihrem Vater Ralf, der bei den Gladiators jetzt Sportdirektor ist, können sie sich diese Saison ja nicht wie früher beraten. Sie sind jetzt Konkurrenten.
Held: Wir reden trotzdem immer noch viel über Basketball. Das wird sich jetzt sicher nicht ändern. Auch wenn wir Konkurrenten sind. Aber wir reden eben auch über ganz viele andere Dinge. Und das sind dann auch die entscheidenderen und wichtigeren Dinge. Familie kommt schon noch vor Basketball. Wenn ich dann mit Vechta in Trier spiele, werden wir vorher sicher nicht ganz soviel über Basketball reden.
In Trier zu spielen wird was sehr besonderes für mich. Ich kenne immer noch viele Leute und bin dort auch zur Schule gegangen.
Aber ich freue mich darauf zurück zu kommen. In Trier zu spielen ist was ganz besonderes für mich. Ich kenne immer noch viele Leute und bin ja in Trier auch zur Schule gegangen als mein Vater Co-Trainer dort war. Und wenn wir am Abend vor dem Spiel mit dem Team einen Spaziergang durch die Innenstadt machen, dann treffe ich auch immer noch viele bekannte Gesichter. Ich habe ja immer noch Freunde in Trier. Aber wenn der Ball hochgeworfen wird, ist es wirklich ein Spiel wie jedes andere, das man unbedingt gewinnen will.