Behörde verbietet Reise nach Berlin

Stadträte dürfen nicht auf Steuerzahler-Kosten zum Pokalfinale des VfB Stuttgart

Stand

Der Oberbürgermeister von Stuttgart wollte mit sechs Stadträten zum Pokalfinale nach Berlin. Dem Regierungspräsidium geht das zu weit. Nun prüft die Staatsanwaltschaft offenbar den Fall.

Das Regierungspräsidium Stuttgart hat den Besuch von sechs Stuttgarter Stadträten beim DFB-Pokalfinale des VfB in Berlin untersagt. Die Stadträte hatten die Karten von der Stadt erhalten, weil sie die Stadt repräsentieren sollten. Laut dem Regierungspräsidium reicht dazu aber der Oberbürgermeister. Die Stadträte hätten keine "ausreichend oder ähnlich gewichtige Repräsentationsfunktion", um als Vertreter der Landeshauptstadt am Pokalfinale teilzunehmen, so eine Sprecherin der Behörde.

Begehrte Tickets: OB hätte Extra-Karten nicht erwerben dürfen

Das Regierungspräsidium kritisiert, dass es bereits unzulässig war, dass der Oberbürgermeister so viele Karten für das Spiel erworben hat, um sie dann an Stadträte weiterzugeben. Es sei ein "dienstrechtlich unzulässiger Vorteil", weil die Karten auf dem freien Markt nicht erhältlich gewesen seien. Knapp 160.000 Fans hatten sich für Finaltickets beworben, viele waren leer ausgegangen.

Allein die Möglichkeit, Eintrittskarten für ein derartig nachgefragtes Spiel zu erwerben, die auf dem freien Markt nicht mehr erhältlich sind, stellt für den Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart einen dienstrechtlich unzulässigen Vorteil dar.

In diesem Fall spiele "die Integrität der Verwaltung eine gewichtige Rolle", heißt es in der Stellungnahme des Regierungspräsidiums. Beamtinnen und Beamte sollten jede Art von Geschenken oder Vorteilen vermeiden. Etwas anzunehmen, sei nur in absoluten Ausnahmefällen erlaubt.

Die Vorteilsnahme stellt es unter Strafe, wenn ein Amtsträger für sich oder einen Dritten für die Dienstausübung einen Vorteil fordert, sich einen Vorteil versprechen lässt oder auch annimmt. Das schreibt das Regierungspräsidium in einer Mitteilung an den SWR und verweist auf das Strafgesetzbuch. Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, sei der Fall der Staatsanwaltschaft wohl schon bekannt und werde aktuell geprüft.

Oberbürgermeister Nopper fährt als Repräsentant zum Pokalfinale

Die Stadt gibt die sechs Tickets der Stadträte nach eigenen Angaben nun an den VfB Stuttgart zurück. Zur Zeit werde die Rückabwicklung des Geldes geregelt. Wer die Tickets nun bekommen soll, das werde der Verein entscheiden.

Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) darf hingegen die Einladung des Deutschen Fußballbundes (DFB) annehmen, heißt es in einem Bericht der Stuttgarter Zeitung: "im Hinblick auf die Bedeutung des Ereignisses und die Teilnahme des VfB Stuttgart", als Repräsentant der Stadt.

Stadtverwaltung Stuttgart war überrascht über das Verbot der Behörde

Die Stadtverwaltung sei sehr überrascht gewesen von der Einschätzung des Regierungspräsidiums, teilte ein Sprecher der Stadt dem SWR mit. Die Einladung an die Stadträte sei routinemäßig durch das städtische Amt für Revision geprüft worden. Auch der Vertrauensanwalt der Stadt für Korruptionsprävention habe keine Bedenken gehabt.

Außerdem, so der Sprecher der Stadt weiter, habe Oberbürgermeister Nopper mit der Einladung eine Art Tradition befolgt. Zu DFB-Pokalspielen des VfB Stuttgart sei der jeweilige Oberbürgermeister die vergangenen Male immer mit einer Delegation gereist. Jeweils ein Vertreter jeder Stadtratsfraktion sei dabei gewesen. 2007 war OB Wolfgang Schuster mit elf Stadträten vor Ort beim Spiel. 2013 reiste OB Fritz Kuhn mit neun Stadträten nach Berlin.

Geplant war eine Busreise mit Hotel-Übernachtung

Die Reise und der Stadionbesuch wären wohl mit nicht ausgegebenem Geld von der Fußball-EM 2024 finanziert worden. Laut Recherchen der "Stuttgarter Nachrichten" stand keine "Luxusreise" zur Debatte. Ein Bus des Abfallwirtschaftsbetriebs samt Fahrer wäre mit OB Nopper sowie den Stadträten am Samstagmorgen nach Berlin gefahren. Nach dem Pokalfinale und einer Übernachtung in einem Hotel am Alexanderplatz sowie einem Besuch des Banketts im Spielerhotel, um mit dem VfB Stuttgart den erhofften Pokalsieg zu feiern, wäre es am nächsten Morgen zurückgegangen.

Die Landesregierung soll laut Zeitung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beim Pokalfinale vertreten werden, der wie Nopper eine Einladung des DFB erhalten hat.

Stuttgart

Polizei warnt vor Fälschungen VfB Stuttgart vor Pokalfinale: Betrüger verkaufen gefälschte Tickets

Die Polizei warnt vor dem DFB-Pokalfinale des VfB Stuttgart gegen Arminia Bielefeld vor Betrügern. Auf dem Schwarzmarkt im Netz kursieren wohl gefälschte Tickets.

Morgengedanken SWR4 Baden-Württemberg

"Stuttgart gibt's gar nicht." Vor DFB-Pokalfinale: Bielefeld stichelt mit Plakataktion gegen Stuttgart

Das Bielefelder Stadtmarketing hat sich für das DFB-Pokalfinale etwas Besonderes einfallen lassen. Mit knapp 60 Plakaten wird am Finalort Berlin gegen Stuttgart gestichelt.

Stuttgart

DFB-Pokalfinale am 24. Mai - 35.000 Fans erwartet Stadt Stuttgart bezuschusst Public Viewing auf Schlossplatz mit 275.000 Euro

VfB-Fans freuen sich auf ein Fußballfest zum DFB-Pokalfinale VfB gegen Bielefeld auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Nach langem Ringen um das Event steht nun auch die Finanzierung.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Stand
Autor/in
SWR

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent. 

Südwesten

Aktuell, regional, multimedial Die SWR Aktuell-App - Nachrichten auf Handy und Tablet

Die SWR Aktuell-App bringt aktuelle und regionale Nachrichten aus dem Südwesten aufs Smartphone und Tablet. Alle Details zur App und die Links zum Download gibt es hier.

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.