Wichtiger Wirtschaftszweig für BW

Medizintechnik in Baden-Württemberg: Zwischen Aufbruch und Angst vor China

Stand

Von Autor/in Tina Fuchs, Florian Doetsch

Die Medizintechnik gilt als eine Kernbranche in Baden-Württemberg. Das Beispiel des Herstellers Aesculap aus Tuttlingen zeigt: Man investiert in die Region - und schaut zugleich mit Sorge nach Fernost.

Ob Hightech-Prothese, Instrument im Operationssaal oder einfach zuverlässiges Verbandsmaterial - ohne Medizintechnik geht in den Krankenhäusern nichts. Und die Branche ist gerade in Baden-Württemberg bedeutend. Ein Viertel des bundesweiten Umsatzes in der Medizintechnik entfällt allein auf die hiesigen Unternehmen.

Medizintechnik hat sich rund um Tuttlingen angesiedelt

Vor allem im Raum Tuttlingen hat sich ein Schwerpunkt gebildet, dort sitzt in Großteil der Branchenunternehmen - darunter auch große Player wie Aesculap. Das Unternehmen gehört zum Medizinprodukte-Konzern B. Braun und hat seinen Stammsitz in Tuttlingen.

Fertigung beim Medizintechnik-Hersteller Aesculap in Tuttlingen
Medizintechnik made in Tuttlingen: Fertigung bei Aesculap

25.000 verschiedene Teile werden hier gefertigt, mit zusätzlich 50.000 Komponenten. In Tuttlingen stellt Aesculap zum Beispiel hochmoderne Prothesensysteme für Knie und Hüfte her. Die Produktion ist sehr komplex, mit 60 Prozent ist der Anteil der Eigenfertigung hoch.

Wir können nur Premium.

Markus Weber, beim Medizintechnik-Hersteller Aesculap in Tuttlingen verantwortlich für Produktion und Logistik
Markus Weber, beim Medizintechnik-Hersteller Aesculap in Tuttlingen verantwortlich für Produktion und Logistik

Wie im anderen großen Wirtschaftszweig in Baden-Württemberg - der Automobilindustrie - betonen auch in der hiesigen Medizintechnikbranche die Unternehmen ihre Hochwertigkeit. "Bei uns gibt es einen einfachen Slogan: Qualität vor Termin. Bei uns ist alles der Qualität untergeordnet. Nur wenn die Produkte in einwandfreiem Zustand das Haus verlassen, haben wir ein gutes Gewissen gegenüber unseren Kunden", erklärt Markus Weber, bei Aesculap verantwortlich für Produktion und Logistik.

Und Weber ergänzt: "Wir können nur Premium - um es ganz kurz und einfach zu sagen." Das könnte so ähnlich auch ein schwäbischer Automobilchef wie etwa Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius gesagt haben.

Medizintechnik: Sorge vor der wachsenden Konkurrenz aus China

Beide eint allerdings auch noch etwas anderes: die Sorge vor der zunehmenden Konkurrenz aus Fernost. "Wir sind zum Beispiel im chinesischen Markt stark vertreten und kriegen natürlich dann auch vor Ort mit, wie die Entwicklung ist", berichtet Weber. "Und da zeichnet sich natürlich schon genau ab, analog zur Automobilindustrie, dass viele lokale Unternehmen immer besser werden und perspektivisch den europäischen und den deutschen Markt genauso als ihren ansehen werden, wie wir es tun."

Doch anders als Autohersteller hat sich Aesculap dafür entschieden, auch am Stammsitz zu investieren. In den kommenden Jahren wird in Tuttlingen eine neue Hightech-Fabrik errichtet, ganz nah an den bestehenden Gebäuden. Erst vor Kurzem war Spatenstich für das Werk, das hochmodern sein und CO2-neutral produzieren soll. 90 Millionen Euro investiert Aesculap.

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Während die Autoindustrie aus Kostengründen in Osteuropa investiert, setzt das Medizintechnik-Unternehmen Aesculap auf die Heimat. In Tuttlingen baut Aesculap eine Hightech-Fabrik.

Mit "Team-Spirit" zur neuen Fabrik

Künftig sollen rund 350 Menschen in der neuen Fabrik arbeiten, aktuell hat Aesculap am Stammsitz 3.500 Beschäftigte. Das Unternehmen ist sich bewusst, dass es angesichts der hohen Produktionskomplexität und des hohen Qualitätsanspruchs auf hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen ist. "Hier am Standort haben wir seit Jahren massiv in unsere Ausbildung des Nachwuchses investiert, weil das für uns elementar ist", sagt Manager Markus Weber.

Die Mitarbeitenden hätten "ein wahnsinniges Know-how" von den Produkten und den eingesetzten Technologien, so Weber. "Und hier haben wir natürlich auch den Team-Spirit, den wir brauchen, um perspektivisch genügend Veränderungen anzustoßen, damit wir auch zukünftig wettbewerbsfähig sind."

Den "Team-Spirit" spürte das Unternehmen auch bei seinem Vorhaben, das neue Werk zu errichten: Diese Investition wurde möglich, weil die Belegschaft zu unbezahlten Überstunden bereit war. Im Gegenzug sicherte das Unternehmen eine Beschäftigungsgarantie bis 2030 zu.

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