Was tun mit altem Speiseöl? In Haßmersheim (Neckar-Odenwald-Kreis) gibt es einen Sammelautomaten, bei dem die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde ihr Fett selbstständig abgeben können - ein Pilotprojekt.
Eigentlich ist es Pflicht, Altöl und Fett aus der Küche zu sammeln und zum örtlichen Wertstoffhof zu fahren. Viele Menschen finden das umständlich, deshalb landen die Fettreste oftmals in der Kanalisation oder im Restmüll. Das ist aber weder gut für die Kanalisation noch für die Abflussrohre. Außerdem kann man mit dem alten Fett noch einiges machen - zum Beispiel Biokraftstoff herstellen.
Automat einmalig im Neckar-Odenwald-Kreis
Die Idee zu dem Abgabe-Automat hatte der Bürgermeister der Gemeinde Haßmersheim, Christian Ernst (parteilos). Inspiriert wurde er von ähnlichen Projekten aus dem Hohenlohe-Kreis und Bayern. Die Bürgerbeteiligung war ihm von Anfang an sehr wichtig. Deshalb veranstaltet er Infoabende, bei denen er das Projekt vorstellt.
Jeder kann mitmachen, vom Kindergartenkind bis zum Senior.

In seiner Freizeit habe Bürgermeister Ernst gemeinsam mit seiner Familie und der örtlichen Jugendfeuerwehr an jeden Haushalt eine Öl-Sammeldose mit einem Info-Flyer verteilt. Wer nicht mitmachen will, konnte den Behälter jederzeit zurückbringen. Laut Bürgermeister haben das aber gerade mal zehn Menschen gemacht. Ein klares Zeichen bei über 2.500 Haushalten, findet er.
Haßmersheimer sind begeistert
Die Resonanz: Durchweg positiv. Die Haßmersheimer zeigen sich sehr kooperativ und sammeln fleißig Ölreste. Manche fahren extra aus dem zehn Kilometer entfernten Nachbarort Mosbach an, um Altspeiseöl abzugeben. Im Schnitt hat jeder Bewohner im vergangenen Jahr rund 330 Milliliter Altöl abgegeben. Das sind insgesamt 1,6 Tonnen.
Gott sei Dank gibts gibt es den Automat, weil sonst müsste ich das in den Abfluss kippen, und dann hätte ich wieder zu Hause andere Probleme zum Reinigen. Also für mich eine tolle Sache.
Partner mit Zukunftsvisionen
Ein wichtiger Kooperationspartner bei der Realisierung des Projekts ist die Kreislaufwirtschaft Neckar-Odenwald (KWiN). Sie wurde von Anfang an mit einbezogen und kümmert sich sowohl um die Leerung des Automaten als auch um die Lagerung des Altspeiseöls. Das wird nämlich von einem Start-up Unternehmen aus Bayern abgeholt und zusammen mit Fetten aus der Gastronomie zu Biokraftstoff weiterverarbeitet.
Sebastian Damm ist Vorstand der KWiN und sieht in dem Projekt eine große Chance für die Zukunft. Er hat das Ganze mal hochgerechnet: "Wenn das Land Baden-Württemberg konsequent sammeln würde, hätten wir aus dem Stand heraus über zehn Millionen Liter hochwertigen Biokraftstoff." Der wiederum könnte in kommunalen Müllfahrzeugen eingesetzt werden, erklärt er. Profitieren können so alle Seiten.