Unter Sextortion versteht man die Erpressung mit pornografischen Bildern oder Videos. Diese werden auch mal mittels KI generiert wie in dem Fall von Sandra Meier aus der Rhein-Neckar-Region.
Mit pornografischen Bildern erpresst
Nichtsahnend schaut Sandra Meier (Name von der Redaktion geändert) in ihr Email-Postfach und entdeckt plötzlich eine dubiose Mail. Im Anhang sind einige manipulierte Fotos von ihr, auf denen sie unbekleidet zu sehen ist. Die Nachricht ist ein Erpressungsversuch. Der Kriminelle droht ihr mit der Veröffentlichung. Das Landeskriminalamt (LKA) Stuttgart spricht von 5.600 solcher oder ähnlicher Fälle allein in Baden-Württemberg.
Sie ignoriert die Forderungen, aber der Erpresser macht seine Drohungen wahr. Kurz darauf sind die Fotos auf pornografischen Webseiten online. Dazu auch sensible Daten wie Adresse, E-Mail und Telefonnummer. Selbst vor der Adresse ihrer Eltern macht der Kriminelle keinen Halt. Nach der Veröffentlichung reagieren fremde Männer mit anzüglichen Nachrichten und Anrufversuchen auf die gefälschten Bilder.

Fotos mit KI generiert und ins Netz gestellt
Die Bilder wurden vom Erpresser mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Normale Urlaubsfotos, die Sandra vor einigen Jahren gepostet hatte, wurden von den Kriminellen verwendet, um die pornografischen Bilder zu generieren. Laut Sébastien Elbracht vom Chaos Computer Club Mannheim ist das auch für Laien sehr einfach.
Die einfache Videobearbeitung sorge für eine niedrige Hemmschwelle bei den Cyberkriminellen, so Elbracht. Wichtig sei jedoch auch das eigene Verhalten. Der Chaos Computer Club Mannheim empfiehlt, die Fälle zur Anzeige zu bringen. So auch im Fall von Sandra Meier, sie ist mit dem gesicherten Beweismaterial zur Polizei gegangen und hat die einzelnen Plattformen kontaktiert, damit die Bilder heruntergenommen werden.
Zahlen des LKA: Rund 5.600 Fälle sexueller Erpressung 2024
Das Landeskriminalamt Stuttgart hat im vergangenen Jahr rund 5.600 Fälle von sexueller Erpressung allein in Baden-Württemberg erfasst. Das LKA geht aber von einer weit höheren Dunkelziffer aus, da einige Betroffene die Fälle aus Scham nicht anzeigen. Nur 0,8 Prozent der Fälle werden aufgeklärt. Die Aufklärung ist schwierig, wenn die Kriminellen aus dem Ausland agieren oder ausländische IP-Adressen nutzen. Es gebe trotzdem Wege, die Täter ausfindig zu machen - über die Geldströme und über Spuren im Netz, zum Beispiel durch E-Mail-Verkehr.