Schleichender Knorpelverschleiß Arthrose

Gelenkschmerzen: was hilft? Bewegung besser als Ibuprofen & Co.?

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Von Autor/in Corinna Klee, Eva Gnädig

Diagnose Arthrose – wie wichtig ist Bewegung bei schmerzenden Gelenken und welche Sportarten helfen am besten? Wieviel ist zu viel?

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Schonen, schonen, schonen – bis vor ein paar Jahren war das häufig die ärztliche Empfehlung bei Gelenkschmerzen. Dabei ist moderate und gezielte Bewegung tatsächlich das effektivste Schmerzmittel bei Gelenkverschleiß, auch Arthrose genannt, einer Hauptursache für Gelenkschmerzen. Aber welche und wie viel Bewegung hilft?

Arthrose: was ist das genau? 

Arthrose ist die verbreitetste Gelenkerkrankung. Sie bezeichnet den Abbau beziehungsweise Verschleiß der Gelenkknorpel. 

Die häufigste Form ist die primäre Arthrose, bei der sich der Knorpel altersbedingt abbaut, begünstigt durch genetische Veranlagung, hormonelle Einflüsse und natürliche Abnutzungsprozesse.  

Sekundäre Arthrose hingegen entwickelt sich als Folge von Verletzungen wie Knochenbrüchen, Kreuzbandrissen oder Meniskusschäden.  

Auch Fehlstellungen und Übergewicht beschleunigen den Knorpelabbau durch mechanischen Stress.  

Sind neben dem Knorpel auch Gelenkknochen von dieser Abnutzung betroffen, sprechen Mediziner von einer Osteochondrose. 

In diesem fortgeschrittenen Stadium reiben dann Knochen auf Knochen, was erhebliche Schmerzen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen verursachen kann.

Welche Gelenke sind am häufigsten von Arthrose betroffen? 

Meist sind es  

  • Kniegelenk, 
  • Hüfte oder 
  • Fingergelenke, 

die von Arthrose betroffen sind. 

Arthrose Ursachen 

Zu den Hauptursachen für die primäre Arthrose zählen: 

  • Alter, 
  • Veranlagung, 
  • Fehlstellungen der Gelenke (z.B. so genannte X- oder O-Beine), 
  • Übergewicht. 

Für die sekundäre Arthrose sind meist  

  • Verletzungen wie Bänder- und Meniskusrisse, Brüche, 
  • Vorerkrankungen oder auch
  • Stoffwechselstörungen 

verantwortlich. 

Bewegungsmangel spielt eine zentrale Rolle, da Gelenke ohne regelmäßige Belastung nicht ausreichend mit Gelenkflüssigkeit versorgt werden – was den Knorpel austrocknen und brüchig werden lässt.

Das Tückische: Arthrose entwickelt sich oft schleichend. Dabei sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung äußerst wichtig, um Gelenkschmerzen lindern und das bestehende Gelenk erhalten zu können.

Gelenkschmerzen – was hilft? Arthrose Behandlung 

Bei Gelenkschmerzen ist ausreichend Bewegung äußerst wichtig. Durch sie wird der Gelenkknorpel besser mit Nährstoffen versorgt und bleibt flexibel. 

Studien zeigen, dass moderates Krafttraining in Kombination mit Bewegungstherapie bei unter anderem Knie-Arthrose ähnlich gut gegen die Beschwerden wirkt wie die Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprophen – ohne deren Nebenwirkungen.  

Wer kontinuierlich trainiert, hat zudem gute Chancen, dass sich die Arthrose-Beschwerden für Jahre deutlich bessern oder sogar verschwinden. Die Gelenke können durch die gestärkte umgebende Muskulatur entlastet werden.  

Außerdem kann regelmäßige Bewegung Gelenksteifigkeit vorbeugen, ist Prof. Dr. Med. Holger Schmitt vom Deutschen Gelenkzentrum in Heidelberg überzeigt: “Wir wissen, dass Gelenke, die muskulär gut gesichert sind, mehr und besser belastet werden können als Gelenke, bei denen das nicht der Fall ist. Und je besser die muskuläre Situation ist, desto geringer ist die Belastung für das Gelenk.” 

Deshalb ist Muskeltraining ebenso wie eine etwaige Gewichtsreduktion zur Vorbeugung und bei einer beginnenden Arthrose so wichtig. Es erfordert also Durchhaltevermögen – aber dranbleiben lohnt sich!

Aber welche Sportarten und Übungen helfen? Und wie viel Bewegung ist ideal? 

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Welche und wieviel Bewegung hilft am besten bei Arthrose? 

 “Treppensteigen ist besser als Fahrstuhlfahren und grundsätzlich Bewegen ist besser als Busfahren. Also: Spazieren gehen, Wandern gehen, Walken. Und das hat auch einen richtigen präventiven Sinn”, so Prof. Dr. Holger Schmitt.  

Ideal sind gleichmäßige, gelenkschonende Sportarten, da sie die Gelenke bewegen, ohne sie zu überlasten: 

  • Schwimmen entlastet durch den Auftrieb des Wassers die Gelenke besonders effektiv und stärkt gleichzeitig die Muskulatur. 
  • Radfahren fördert die Beweglichkeit des Knies und versorgt den Knorpel durch sanfte Beug- und Streckbewegungen mit Nährstoffen.  
  • Nordic Walking und Wandern auf ebenen Wegen verbessern die Ausdauer und schonen durch den Einsatz von Stöcken die Knie- und Hüftgelenke.  
  • Und moderates Krafttraining stärkt die gelenkstützende Muskulatur. 

Gerade Balanceübungen stärken gezielt die tiefe Muskulatur, verbessern die Stabilität, Koordination und Körperhaltung.  

  • Das Dehnen im Anschluss optimiert die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks, löst Muskelverkürzungen, lindert Schmerzen und trägt dazu bei, die Gelenkfunktion zu erhalten. Ein Beispiel ist das Pendeln mit Gewichten am Fußgelenk für eine zusätzliche Traktion. Diese und weitere Übungen sollten jedoch in Absprache mit einem Physiotherapeuten durchgeführt werden.   

Entscheidend ist, dass die Belastung nur langsam gesteigert wird.  

Wichtig ist zudem ein regelmäßiges Training – mindestens zwei- bis dreimal pro Woche. Und eine Mischung aus Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit. 

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Welche Sportarten sind ungeeignet bei Arthrose? 

 “All die Sportarten, die mit so genannten Stop-and-Go-Bewegungen verbunden sind – Ballsportarten zum Beispiel, Tennisspielen, bei denen man also kurze Beschleunigungs- und Abbremsmanöver hat, Richtungsänderungen durchführen muss, die sind nicht so günstig”, so Schmitt.  

Weitere Behandlungsmöglichkeiten 

In akuten Schmerz- und Entzündungsphasen ist Bewegung und Sport häufig nicht oder nur eingeschränkt möglich. Hier kann eine gezielte Physiotherapie hilfreich sein. 

 In vielen Fällen sind zusätzliche therapeutische Maßnahmen erforderlich, um die Arthrose selbst auch zu behandeln.  

Relativ neu ist etwa die Eigenbluttherapie. 

Helfen Medikamente bei Arthroseschmerzen?  

Um die Beschwerden zu lindern, wird häufig mit Cortison behandelt – ein unspezifischer Entzündungshemmer, der kurzzeitig Schmerzen lindern kann.   

Allerdings schädigt Cortison Zellen. Deshalb wird das Medikament bei Betroffenen nicht öfter als drei, maximal vier Mal im Jahr ins Gelenk gespritzt. Bei Hyaluron kommt es auf den Einzelfall an. 

Auch ein operativer Eingriff ist denkbar. 

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Arthrose-Patientinnen und -Patienten können an einen Punkt geraten, an dem es nicht mehr möglich ist, uneingeschränkt am sozialen Leben teilzuhaben. Dann stellt sich die Frage, ob ein operativer Eingriff sinnvoll ist.  

Hier sollte man sich individuell vom Arzt beraten lassen, welche Behandlungsoptionen es gibt, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und bei welchem Grad der Arthrose welches Ausmaß an Sport möglich ist.  

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Arthrose vorbeugen 

Mediziner sind sich einig: Ausreichend Bewegung und moderater Sport mit kombiniertem Kraft- und Ausdauertraining spielen bei der Prophylaxe von Arthrose und damit einhergehenden Gelenkschmerzen eine wichtige Rolle. 

Übergewicht vermeiden oder abbauen und insgesamt ein gesunder Lebensstil sind ebenfalls wichtig. 

 

Expert*Innen: 

Prof. Dr. Med. Holger Schmitt vom Deutschen Gelenkzentrum in Heidelberg 

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