29. Mai 2025, 11 Uhr

Raphaela Gromes • Julian Riem

Stand

INHALT

Termin
Besetzung
Programm
Programmtext
Interpreten
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TERMIN

Donnerstag (Christi Himmelfahrt), 29. Mai 2025, 11 Uhr
Mozartsaal, Schloss Schwetzingen

Im Anschluss: Mit dem Star an der Bar, Kurfürstenstube

Sendung am Sonntag, 15. Juni 2025, 20:03 – 22 Uhr im Radioprogramm SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de.

BESETZUNG

Raphaela Gromes Violoncello
Julian Riem Klavier

PROGRAMM

Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Präludium Nr. 1 C-Dur BWV 870 aus dem „Wohltemperierten Klavier II“, bearb. für Violoncello und Klavier von Julian Riem

Lera Auerbach *1973
Präludium C-Dur für Violoncello und Klavier op. 47 Nr. 1 (Andante)

Johann Sebastian Bach
Präludium e-Moll BWV 855 aus dem „Wohltemperierten Klavier I“, bearb. für Violoncello und Klavier von Julian Riem

Lera Auerbach
Präludium e-Moll für Violoncello und Klavier op. 47 Nr. 4 (Allegro ossesivo)

Johann Sebastian Bach
Präludium es-Moll BWV 853 aus dem „Wohltemperierten Klavier I“, bearb. für Violoncello und Klavier von Julian Riem

Lera Auerbach
Präludium es-Moll für Violoncello und Klavier op. 47 Nr. 14 (Allegretto scherzando)

Helene Liebmann 1795 – ca. 1869
Grande Sonate für Violoncello und Klavier B-Dur op. 11
Allegro
Adagio ma non troppo
Andante con variazioni sul "Là ci darem la mano" di Mozart

Ludwig van Beethoven 1770 – 1827
Sieben Variationen über das Duett "Bei Männern, welche Liebe fühlen" Es-Dur aus "Die Zauberflöte" WoO 46

PAUSE

Clara Schumann 1819 – 1896
Drei Romanzen für Violine und Klavier op. 22, bearb. von Julian Riem
Nr. 1: Andante molto – Animato – A tempo
Nr. 2: Allegretto. Mit zartem Vortrage
Nr. 3: Leidenschaftlich schnell

Johannes Brahms 1833 – 1897
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 F-Dur op. 99
Allegro vivace
Adagio passionato
Allegro molto

Mann und Weib und Weib und MannPROGRAMMTEXT

Dass die Cellistin Raphaela Gromes 2023 eine CD mit dem Titel "Femmes" herausbrachte, die ausschließlich Werke weiblicher Komponistinnen enthält, hatte einen gutem Grund, denn komponierende Frauen sind aufgrund jahrhundertelanger Rollenzuweisungen im Musikleben immer noch stark unterrepräsentiert. In diesem Konzert kommt das männliche Geschlecht dazu: Ein Mann am Klavier und eine Frau am Cello spielen Musik, in der es um die Anziehungskraft zwischen Mann und Frau geht, um Verführung, Erotik, Sehnsucht, die Liebe.

Dass diese Annäherung nicht ohne Klischees abgeht, ist der Entstehungszeit der Werke geschuldet. "Bei Männern, welche Liebe fühlen, / fehlt auch ein gutes Herze nicht. / Die süßen Triebe mitzufühlen, / ist dann der Weiber erste Pflicht": So lässt Mozarts literarisch eher tiefbegabter Librettist Emanuel Schikaneder Papageno und Papagena in der Oper Die Zauberflöte singen. Sollte es im Text dieses Duettes Zeilen gegeben haben, die Ludwig van Beethoven 1801 über die Musik hinaus zur Komposition seiner (übrigens ausgesprochen partnerschaftlich konzipierten) sieben Variationen für Cello und Klavier inspirierten, dann dürften dies die beiden letzten gewesen sein, in denen uns schon der Geist von Beethovens neunter Sinfonie entgegenweht. "Mann und Weib und Weib und Mann / reichen an die Gottheit an": Beethovens Veränderungen von Mozarts Melodie wirken wie eine Folge unterschiedlicher Seelenzustände. In der Romantik hat man das Charaktervariationen genannt.

Dem größten aller Verführer, Don Giovanni, setzt die 1795 in Berlin geborene Pianistin, Sängerin und Komponistin Marie Helene Liebmann (geborene Riese) im Finale ihrer Cellosonate ein Denkmal. In ihren Variationen über Don Giovannis La ci darem la mano aus Mozarts Oper betont Liebmann stark den Duett-Charakter einer Arie, die wegen Zerlinas Einwürfen tatsächlich gar keine ist. Die Rollen von Cello und Klavier wechseln ständig, am Ende verschmelzen Verführer und Verführte, und Zerlina tut, was sie in Mozarts Oper noch verweigert. Bei Mozart ist sie zwar auch die Klügere, aber erst bei Liebmann gibt sie nach.

Ob Clara dies auch getan hat bzw. ob der junge Johannes Brahms sie überhaupt dazu bringen wollte? Wir wissen, dass Brahms nach Schumanns Selbst-Einweisung in die Endenicher Heilanstalt in dessen Haus einzog, dort das Haushaltsbuch führte, ja sogar die Kinder der Schumanns in Claras Abwesenheit betreute. In erhaltenen Briefen wird der Ton zwischen Johannes und Clara sehr vertraut. "Deine Briefe", schreibt er einmal an sie, "sind mir wie Küsse." Dabei markieren die beiden Werke von Clara Schumann und Johannes Brahms in diesem Konzert etwa den Zeitraum dessen, was eine – wie auch immer geartete – Beziehung gewesen ist. Claras Drei Romanzen entstanden 1853, also ein Jahr vor dem ersten Besuch des gerade 20-Jährigen Brahms bei den Schumanns; Brahms komponierte seine F-Dur-Cellosonate 1886, also zwei Jahre, bevor er mehrere Päckchen mit Briefen im Rhein versenkte, die ihm Clara zurückgegeben hatte. Den Großteil ihrer eigenen Briefe hat Clara selbst verbrannt. Und Brahms‘ Sonate verarbeitet nicht die Erlebnisse mit Clara, sondern die Abweisung durch eine andere Frau, die von ihm verehrte Altistin Helene Spieß. In der ersten ihrer Romanzen greift Clara das Hauptthema aus der ersten Violinsonate ihres Mannes auf. Und Brahms deutet im Andante seiner Sonate an, dass sich ein partnerschaftlicher Dialog auf Augenhöhe nur mit Feinheit, Flexibilität und der Bereitschaft zu Kompromissen erreichen lässt.

Vielleicht war Brahms einfach kein guter Verführer. Ob Bach in diesem Bereich erfolgreich war, ist nicht bekannt; allerdings spricht die Tatsache, dass er in seinen beiden Ehen 20 Kinder zeugte (von denen elf das Erwachsenenalter erreichten), eher dafür. In unserem Konzert stellen Raphaela Gromes und Julian Riem zwei Präludien aus Bachs "Wohltemperiertem Klavier" drei Präludien aus dem op. 47 der russisch-amerikanischen Komponistin und Pianistin Lera Auerbach gegenüber, die 2008 entstanden und später von John Neumeiers Hamburg Ballett prominent "vertanzt" wurden. Also auch hier: Mann und Weib und Weib und Mann. Die Fugen, die bei Bach mit den Präludien gekoppelt sind, werden in dieser Matinee allerdings ausgespart. Während Bachs Sammlung von Klavierstücken chromatisch angeordnet ist (das heißt, auf C-Dur und c-Moll folgen Cis-Dur und cis-Moll usw.), folgt Auerbach dem Quintenzirkel. In ihrem Fall handelt es sich um Originalwerke für Cello und Klavier, und zu hören sind nicht wie bei Bach kontrapunktische und harmonische Experimente, sondern (trotz gelegentlich erkennbarer Bezüge zu Bach) um schillernde Charakterstücke, die mit hoher Expressivität zwischen unterschiedlichen Stilen, Tonalität und Atonalität, Zerbrechlichkeit und hoher energetischer Wucht wechseln. Auerbach gehört zu den starken, eigenwilligen Frauen in der männlich dominierten Szene der Komponierenden. Kreativität, sagt die heute 51-Jährige, die auch malt, Skulpturen schafft und als Schriftstellerin aktiv ist, entstehe nur in angstfreien Welten und Köpfen. Seien Sie neugierig!

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SWR