25. Mai 2025, 11 Uhr

Quatuor Tchalik

Stand

INHALT

Termin
Besetzung
Programm
Programmtext
Interpreten
Festspielkalender
Service

TERMIN

Sonntag, 25. Mai 2025, 11 Uhr
Mozartsaal, Schloss Schwetzingen

Sendung am Sonntag, 1. Juni 2025, 20:03 – 22 Uhr im Radioprogramm SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de

BESETZUNG

QUATUOR TCHALIK
Gabriel Tchalik
Violine
Louise Tchalik Violine
Sarah Tchalik Viola
Marc Tchalik Violoncello

PROGRAMM

Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
Streichquartett Nr. 20 D-Dur KV 499 "Hoffmeister"
Allegretto
Menuetto. Allegretto - Trio
Adagio
Allegro

Thierry Escaich *1965
Scènes de Bal für zwei Violinen, Viola und Violoncello
Scène I: Vivacissimo
Scène II: Tango. Moderato energico
Scène III: Andante
Scène IV: Allegro moderato
Scène V: Allegro

PAUSE

Franz Schubert 1797 – 1828
Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 "Der Tod und das Mädchen"
Allegro
Andante con moto
Scherzo. Allegro molto - Trio
Presto

FamilienbandePROGRAMMTEXT

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Und Pack macht zusammen Musik? Ersteres ist ein Gemeinplatz, Letzteres heute eher exotisch. Man darf aber feststellen, dass in der Begrenztheit jener Kammer, in der sich kleine Ensembles gemeinhin aufhalten, besonders gerne Familien und Freunde zusammenkommen. Enge persönliche Bande machen es leichter, räumliche, emotionale und gestalterische Nähe zuzulassen und auszuhalten.

Ob sich die Kinder der russisch-französischen Musikerfamilie Tchalik in frühen Jahren mit Streicher-Bögen oder gar mit edlem Holz geschlagen haben, ist nicht bekannt. Auch die These, das feine klangliche Miteinander der vier Geschwister Gabriel, Louise, Sarah und Marc fuße maßgeblich auf der künstlerischen Sublimierung kindlicher Streitkultur, entbehrt handfester Beweise. Das hat auch etwas Gutes, denn so bekommt das Klischee keine Chance, und wir können unbelastet dem Bogen folgen, den das vielfach preisgekrönte Quartett in dieser Matinee über gut zwei Jahrhunderte Musikgeschichte spannt.

Den Anfang macht Mozart – mit gutem Grund, denn in dessen zwanzigstem Streichquartett von 1786, das nach seinem Verleger Hoffmeister benannt ist, geht es um Gleichberechtigung. Und um das gemeinschaftliche Erarbeiten dessen, was vorher in der Musikgeschichte eine exponierte Stimme allein erledigte. Bei Mozart wird jetzt nicht nur harmonisch, sondern auch melodisch kooperiert: Aus einem fast durchwegs vierstimmigen Streichersatz wachsen die Themen hervor, wandern durch das dichte Gewebe, werden von Instrument zu Instrument weitergereicht. Besonders eindrucksvoll ist das im dritten, langsamen Satz, wo jeweils zwei Instrumente zum Singen zusammenfinden und sich dabei so organisch ablösen, dass der melodische Fluss kein Ende zu nehmen scheint. Für den noch stark vom 19. Jahrhundert imprägnierten Musikwissenschaftler Alfred Einstein spricht dieses Adagio "in noch niemals gehörter Tiefe von gewesenem Leid".

Dass der gesten- und verzierungsreiche Satz überdies ein wenig nach Oper klingt, dürfte auch der zeitlichen Nähe zum "Figaro" geschuldet sein, mit dem KV 499 die Grundtonart D-Dur und den steten Wechsel der Emotionen teilt. Aber das Drama kommt im Quartett erst zum Schluss. Nach der Verneigung vor Haydn im Eingangssatz (hier entwickelt Mozart wie dieser die Musik aus einem einzigen Thema) entfaltet sich im Finale ein aberwitziges rhythmisches Gegeneinander. Gerades reibt sich an Ungeradem, Duolen an Triolen – bis schließlich wie durch Zauberhand alles eins wird. So wie im Schluss-Ensemble des "Figaro": "Tutti contenti saremo così", singt man dort gemeinsam – "So sind wir alle zufrieden".

Ähnliches ist bei Schubert nicht zu erwarten, vor allem nicht bei dem Quartett, das er 1824, also vier Jahre vor seinem Tod, komponierte. Im langsamen Variationensatz, den er ins Zentrum seines Stücks stellt, greift der Komponist auf den Choral zurück, den zu Beginn seines Matthias-Claudius-Liedes "Der Tod und das Mädchen" das Klavier intoniert. Im Quartett wird dieser sanfte Trauermarsch zum melodischen, harmonischen und emotionalen Humus eines Satzes, der Sterblichkeit und Tod aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet – mit zerbrechlichen Figuren, unerbittlichem Vorwärtsdrang; mit Momenten von Verzweiflung und innerer Zerrissenheit, von Abwehr und Hingabe. Dabei wird das Streichquartett zu einem kühlen Kollektiv, die Energie färbt sich dunkel ein, bis die Musik am Ende ihr Leben aushaucht.

Im Schlusssatz des d-Moll-Quartetts wird zwar getanzt, aber die wilde Tarantella ist ein Tanz am Abgrund, ein Tanz mit dem Tod, ein Kampf auch der Klänge gegen die Stille der brutal in die Musik hineinfahrenden Generalpausen. Ein wilder, vergeblicher Ritt, ein "Erlkönig" für vier Streicher. Er treibt seine Interpret:innen an Grenzen und deren Publikum auch.

Vor diesem Hintergrund wird ausgerechnet Musik des 21. Jahrhunderts zum besänftigenden Bindeglied. Der französische Organist und Komponist Thierry Escaich beschäftigt sich in seinen Scènes de Bal zwar auch mit Tänzen, aber deren Rhythmen fügen sich unbeschwert zu bunt bewegten Szenen. Escaich, der in jungen Jahren als Akkordeonist viel Tango spielte, drapiert Walzer, Tango, Foxtrott und Ragtime rund um einen langsamen, dramatisch aufgerauten Mittelsatz (Andante). Das Finale blickt dann zurück, spielt mit dem zuvor Erklungenen, das jetzt deutlich weicher und versöhnlicher erscheint. Auch wer auf sein Leben zurückblickt, neigt zu Milde und Verklärung. Ob sich die vier Geschwister Tchalik in ihrer Kindheit geschlagen haben? Ach was – und wenn doch, dann nur, um jetzt umso begeisterter als klassische Familienband die Familienbande zu feiern und mit dem Tanz das Leben. So sind wir alle zufrieden.

INTERPRETEN

FESTSPIELKALENDER

Haben Sie Interesse an weiteren Konzerten der Schwetzinger SWR Festspiele? Diese finden Sie in unserem Festspielkalender.

SERVICE

Newsletter
Bleiben Sie immer auf dem Laufenden: In unserem Newsletter finden Sie aktuelle Informationen rund um die Schwetzinger SWR Festspiele. Anmeldung hier.

Sonstige Informationen
Wir bitten Sie, alle mitgebrachten elektronischen Geräte aus- und Mobiltelefone unbedingt stumm, auf "Nicht stören" zu schalten oder gehen Sie in den Flugmodus. Konzertbesucher mit Hörgeräten möchten wir freundlich darauf hinweisen, auf die richtige Einstellung ihrer Geräte zu achten. Diese können sonst Störgeräusche verursachen. Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

Impressum
Veranstalter & Herausgeber: Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH
Künstlerische Leitung & Geschäftsführung: Cornelia Bend
Redaktion: Dr. Bianca Bapst
Text: Susanne Benda

Schwetzinger SWR Festspiele · Rokokotheater, Schloss Schwetzingen

Sweet & saxy Signum Saxophone Quartet

Das Signum Saxophone Quartet mit Werken von Dvořák, Schulhoff, Cuong und Piazzolla bei den Festspielen.

Schwetzinger SWR Festspiele · Rokokotheater, Schloss Schwetzingen

Big-Band-Orchester Raphaela Gromes · Julian Riem · Signum Saxophone Quartet

Die Residenzekünstlerin Raphaela Gromes mit dem Pianisten Julian Riem und dem Signum Saxophone Quartet.

Schwetzinger SWR Festspiele | Mozartsaal

Matinee · Mann und Weib und Weib und Mann Raphaela Gromes & Julian Riem

Zum Abschluss ihrer Residenz entwickelt Raphaela Gromes mit dem Pianisten Julian Riem ein Programm, das die größten männlichen und weiblichen Komponist*innen gegenüberstellt.

Schwetzinger SWR Festspiele | Rokokotheater

Programmänderung: Schubert • Hankel • Rimski-Korsakow Franz Ensemble

Kerens Bearbeitung von Rimsky-Korsakows „Scheherazade“ wird flankiert von einem neuen Werk, das sich auf die sinfonische Suite bezieht, und dem Streichtrio B-Dur von Schubert.

Schwetzinger SWR Festspiele · Orangerie, Schloss Schwetzingen

Nachtmusik · Spanische Nacht Azahar Ensemble

Das Azahar Ensemble spielt mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott ausgewählte spanische Stücke und Uraufführungen.

Schwetzinger SWR Festspiele | Mozartsaal

Sehnsucht und Verlangen Valer Sabadus & SPARK

Gemeinsam mit dem Countertenor Valer Sabadus widmet sich SPARK | Die Klassische Band den Gefühlen Sehnsucht und Verlangen.

Stand
Autor/in
SWR