Provenienzforschung

Zahlreiche Verdachtsfälle von NS-Raubgut in rheinland-pfälzischen Museen

Stand

Wie viel Raubgut aus der Zeit des Nationalsozialismus steht in rheinland-pfälzischen Museen? Das will der Museumsverband Rheinland-Pfalz herausfinden. Am Donnerstag wurden in Frankenthal erste Ergebnisse präsentiert.

"Der Erstcheck konnte zahlreiche Objekte identifizieren, deren Herkunft unklar oder höchstwahrscheinlich belastet ist", teilte der Museumsverband Rheinland-Pfalz mit. Der so genannte "Erstcheck" war Teil eines landesweiten Pilotprojekts zur Provenienzforschung an rheinland-pfälzischen Museen.

Ziel des Erstchecks war eine erste Bestandsaufnahme zu NS-Raubgut in den Sammlungen kleiner und mittelgroßer Museen des Landes. Teilgenommen haben das Roentgen-Museum Neuwied, das Stadtmuseum Bad Dürkheim, das Eifelmuseum Mayen und das Erkenbert-Museum Frankenthal (Pfalz). Die Museen vereint eine lange Sammlungsgeschichte, die jeweils bis in das 19. Jahrhundert oder den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreicht.

Provenienzforscherin und Kunsthistorikerin Katja Terlau aus Köln nahm für die Untersuchung die Bestandslisten der Museen unter die Lupe und untersuchte die Neuzugänge aus den Jahren 1933 bis 1945 .

Provenienzforschung von NS-Raubgut

Belastete Funde in Bad Dürkheim, Frankenthal und Neuwied

Wie der Museumsverband Rheinland-Pfalz mitteilte, variieren die Verdachtsmomente auf NS-Raubgut von Haus zu Haus. In Neuwied wurden 31 höchstwahrscheinlich belastete Objekte gefunden, darunter eine Sammlung von 28 Zinnobjekten, die zum Teil ausgestellt sind. In Frankenthal wurden 15 Objekte gefunden, zum Beispiel ethnologische Objekte aus Ostafrika. In Bad Dürkheim sind zehn Objekte belastet, darunter eine Sammlung von Silberobjekten.

Provenienzforschung von NS-Raubgut
Zwei Eisenobjekte aus dem Frankenthaler Erkenbert-Museum, rechts die "Jüdische Sterneform". In seiner Herkunft und Funktion ist das Exponat nicht eindeutig zu bestimmen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Form für Lebensmittel.

Nur in Mayen wurden keine bedenklichen oder belastende Objekte gefunden.

Suche nach NS-Raubkunst in rheinland-pfälzischen Museen

Das Gesamtprojekt zur Provenienzforschung in rheinland-pfälzischen Museen startete im November 2024 und ist auf zwei Jahre angelegt. Es wird vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz gefördert. Der Erstcheck wurde vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziert.

Die rheinland-pfälzische Kulturministerin Katharina Binz (Grüne) sagte am Donnerstag in Frankenthal: "Hinter jedem entzogenen oder geraubten Objekt steht ein Schicksal." Dies lasse sich "nicht wiedergutmachen oder zurückdrehen". Die Gesellschaft habe aber die Aufgabe, sich dieser Aufarbeitung zu stellen. 

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