Kompostierbar und nachhaltig

Mit Sonnenblumen gegen Verpackungsmüll: Reutlinger Forscherin hat Umweltpreis gewonnen

Stand

Von Autor/in Nicola Wettmarshausen

Aus Sonnenblumenkernen wird Öl gewonnen. Aber was ist mit den Stielen? Forschende der Hochschule Reutlingen haben Verwendung dafür gefunden und ein Verpackungsmaterial entwickelt.

Forscherin Charlotte Braun hat am Texoversum der Hochschule Reutlingen herausgefunden, wie man die Stiele von Sonnenblumen in Zukunft nutzen könnte. Dafür hat sie jetzt den Umweltpreis der "Stiftung Umweltpreis" gewonnen.

Auf die Sonnenblumen kam die junge Wissenschaftlerin durch Zufall. Ihre Mutter hatte ihr den Tipp gegeben, sich die Stiele der Pflanze genauer anzusehen. Dabei ist sie unter anderem auf die besonderen Fähigkeiten des Marks gestoßen. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat sie sich dann dem Thema gewidmet.

Reutlinger Forschende nutzen Mark der Stiele von Sonnenblumen

Die Stiele der Sonnenblume sind bis zu vier Zentimeter dick und sehr stabil, erzählt Charlotte Braun. Der Grund: Sie bestehen aus langen Fasern. Die Mitte des bis zu drei Meter langen Stiels aber ist mit einem weißen Material gefüllt. Dieses sehr leichte, schwammige Mark ist Ausgangspunkt für die Erforschung neuer Materialien am Texoversum. Aus diesen Mark stellt Charlotte Braun eine schaumstoffartige Folie her, die sich für die Herstellung nachhaltiger Transportverpackungen nutzen ließe.

Charlotte Braun und Professor Volker Jehle in Reutlingen schauen sich das Material an, das aus Sonnenblumen gewonnen wurde.
Forscherin Charlotte Braun und Professor Volker Jehle haben herausgefunden, dass man das Mark in den Stielen von Sonnenblumen verwenden kann, um Verpackungen herzustellen.

Als Alternative zu Verpackungen aus Plastik

Das Verfahren ist recht unkompliziert und ähnelt dem des Papierschöpfens. Dabei wird das Mark aus dem Sonnenblumenstiel herausgelöst, im Mixer zerkleinert und mit Wasser zu einer weißgrauen Masse gemischt. Wenn das Wasser abtropft und die Masse sich ablagert, wird sie anschließend getrocknet und kann dabei gepresst oder geformt werden. Daraus entsteht ein Vlies, das allerlei Vorteile gegenüber erdölbasierten Kunststoffmaterialien hat.

Warum sich die Partikel so einfach miteinander verbinden, ohne dass wir einen Kleber brauchen, versuchen wir gerade herauszufinden.

Zum einen werden keinerlei Zusatzstoffe wie Kleber oder Binder benötigt, so Braun. Das Produkt sei also kein Verbundstoff, sondern ein sortenreines Material. Somit sei das Endprodukt kompostierbar und nachhaltig. Zum anderen ist das poröse und schaumstoffartige Produkt sehr leicht. Dadurch sei es als Verpackungsmaterial für Gegenstände, die transportiert werden müssen, gut geeignet.

Großes Potential: Sonnenblumen werden in ganz Europa angebaut

Das Material hat noch einen dritten Vorteil: Sonnenblumen werden in Deutschland weitgehend ohne chemische Düngemittel und Pestizide angebaut. Es gibt auch keine Konkurrenz der Anbauflächen, weil man die Sonnenblumen sowieso wegen ihrer Kerne und der Ölgewinnung anbaut. Auch das macht die Idee und das Verfahren nachhaltig.

Außerdem fallen genügend Reststoffe an: 2023 seien über fünfzig Tonnen reines Mark aus Sonnenblumenstielen in Deutschland verfügbar gewesen, so die Wissenschaftlerin. In klassischen Anbauländern wie Rumänien gäbe es noch viel mehr Anbaufläche.

Noch handelt es sich bei dem Projekt "ZellPump" allerdings um ein reines Forschungsprojekt. Das Produkt sei noch nicht marktfähig, so Braun. "Wir haben noch viele offene Fragen", sagt die Textiltechnologin.

Umweltpreis für Forschung zu nachhaltigen Materialien

Für ihre Forschung zu nachhaltigen Verpackungsmaterialien aus Sonnenblumenstielen hat Charlotte Braun den mit 7.500 Euro dotierten Umweltpreis von der "Stiftung Umweltpreis" der Sparkasse Pforzheim Calw bekommen. Ein weiterer Preis ging an Marcus Adam, der einen Seminarkurs zum Thema "Mode und Nachhaltigkeit" für Schülerinnen und Schüler entwickelt hat. Beide Wissenschaftler forschen am Texoversum der Hochschule Reutlingen.

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