Untersuchung des Erbguts

Gendefekte wie Trisomie 21: Schwangere in BW lassen ihre ungeborenen Kinder immer häufiger testen

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Fast jede zweite Schwangere in Baden-Württemberg lässt ihr ungeborenes Kind auf Gendefekte untersuchen. Seit 2022 werden die Kosten dafür von der Krankenkasse übernommen.

Schwangere lassen ihre ungeborenen Kinder immer häufiger mithilfe eines Bluttests auf mögliche Gendefekte untersuchen. Das geht aus einer Analyse der Krankenkasse Barmer hervor, die dafür Abrechnungsdaten ihrer Versicherten auswertete.

Demnach ließ im vergangenen Jahr fast jede zweite Schwangere (47,7 Prozent) in Baden-Württemberg einen Bluttest auf Trisomien durchführen. Im Vorjahr waren es noch knapp 25 Prozent aller Schwangeren gewesen. Die Kosten des Tests werden seit Juli 2022 von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Ältere Schwangere lassen ungeborene Kinder häufiger testen

Der nichtinvasive Pränataltest (NIPT) untersucht das Erbgut des ungeborenen Kindes auf die Trisomien 13, 18 und 21. Er gehört laut der Krankenkasse jedoch nicht zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen. Besonders häufig nehmen den Test Barmer zufolge ältere Schwangere in Anspruch. Gut 65 Prozent aller Schwangeren über 36 Jahren in Baden-Württemberg ließen ihn im vergangenen Jahr durchführen, berichtete die Kasse unter Berufung auf ihre Abrechnungsdaten.

"Trisomien sind selten, die Häufigkeit nimmt jedoch mit dem Alter zu", sagte Barmer-Landeschef Winfried Plötze. Bei Trisomien sind bestimmte Chromosomen in den Zellen eines Kindes dreifach statt zweifach vorhanden, was zu körperlichen Fehlbildungen, geistigen Einschränkungen und einer verkürzten Lebensdauer führen kann. Am häufigsten ist Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt. Während viele Betroffene nur leichte Einschränkungen haben und als Erwachsene weitgehend selbstständig leben können, haben Kinder mit Trisomie 13 oder 18 oftmals schwere Fehlbildungen und meist eine stark verkürzte Lebenserwartung.

Diagnose Trisomie 21: Neun von zehn Frauen entscheiden sich für Schwangerschaftsabbruch

Wie es in einer Pressemitteilung der Landesregierung anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages 2024 heißt, entscheiden sich durchschnittlich neun von zehn Frauen und Paare bei der Diagnose Trisomie 21 für einen Schwangerschaftsabbruch.

Die Beauftragte der baden-württembergischen Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Simone Fischer, hatte damals bereits gefordert, den Bundesratsbeschluss vom Juni 2023 umzusetzen, der vorsehe, die Konsequenzen der Kassenzulassung des nicht-invasiven Pränataltests mit einem Monitoring und der Einrichtung eines Gremiums zu überprüfen. "Die Abrechnungszahlen sind alarmierend. Sie lassen den Schluss zu, dass der NIPT zur Routineuntersuchung in der Schwangerschaft geworden ist, obwohl er eigentlich nur in begründeten Einzelfällen eingesetzt werden soll", so Fischer.

Seit 2022: Krankenkassen übernehmen Tests auf Gendefekte

Das Ziel der Übernahme der Kosten für den Test durch die Krankenkassen war laut Barmer eigentlich auch, die Zahl invasiver pränataler Untersuchungen zu verringern. Diese Tests, wie etwa eine Fruchtwasseruntersuchung, bergen Risiken wie einen vorzeitigen Blasensprung, Infektionen oder Blutungen. Der Barmer-Analyse zufolge gibt es allerdings bisher keinen Hinweis darauf, dass die Einführung des NIPT die Anzahl invasiver Tests tatsächlich verringert hat.

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