Am Samstag steht eine Großübung der Rettungskräfte in und um Heilbronn an. Es geht um Hochwasserschutz. Ein Thema, das immer noch brandaktuell ist. Vor einem Jahr hatte ein schweres Unwetter für Überschwemmungen gesorgt. Damals hatte das Hochwasser vor allem die Gemeinde Gemmingen (Kreis Heilbronn) schwer getroffen.
In Heilbronn geht es um Prävention, also den Schutz der Stadt vor dem Wasser. Aber auch die Evakuierung soll geübt werden. Zur Probe wird deshalb auch ein Altenheim in Heilbronn evakuiert.
Rückblick: Schwere Überschwemmungen in Gemmingen und wie es weiter ging
Gemmingen im Mai 2024: Schlamm auf den Straßen, an den Hauswänden, im Erdgeschoss und den Kellerräumen vieler Häuser. Menschen, die überall putzen, aufräumen und den Schock des Unwetters verdauen. Ein Jahr später sieht die Ortsmitte wieder normal aus. Vom Hochwasser von vor einem Jahr gibt es keine Spur mehr - außer in den Köpfen.

Modeladen in Gemmingen: "Mit einem dunkelblauen Auge davon gekommen"
Katja Weber, die Inhaberin von Katja's Schuh- & Mode-Ecke, sagt, sie sei damals noch "mit einem dunkelblauen Auge" davongekommen. Zwei Zentimeter unter dem ersten Regal stand das Wasser im Keller. Mehrere Wochen standen Bautrockner im Keller und auch in den Verkaufsräumen. "Ein abartiger Lärmpegel, miserable Luft", berichtet sie ein Jahr später.
Dennoch habe sie großes Glück gehabt. Eine Handvoll Schuhe habe es nicht überlebt. Ansonsten seien es vor allem Kartons gewesen, die dem Wasser zum Opfer fielen. Mit einem "Hochwasser-Sale" habe sie damals die Schuhe ohne Karton noch verkaufen können. Heute sieht sie vor allem das positive, erzählt sie lachend: "So sauber war der Keller in den 24 Jahren, in denen ich hier bin, noch nie!"

Mit dem Regen kommt die Angst
Nicht zu vernachlässigen seien aber auch die psychischen Folgen. Die Angst vor weiteren schweren Unwettern und weiterem Hochwasser sei lange geblieben, erzählt Weber. Mit ihrer Nachbarin, Anke Monninger, die einen Blumenladen betreibt, habe sie oft telefoniert. Gerade wenn die eine oder andere mal nicht da war, ob im eigenen Laden alles okay ist, wenn es mal wieder regnete.
Schon 2024 war die Sorge vor neuem Starkregen, der angekündigt wurde, groß:
Betroffene berichten - Schüler helfen mit Gemmingen: Anwohner sorgen sich vor erneutem Unwetter - Bürgermeister beruhigt
Das Unwetter hat in Gemmingen viele Spuren hinterlassen. Nicht nur der Schlamm gehört dazu. Einige blicken mit Sorge auf mögliche neue Unwetter, der Bürgermeister beruhigt.
Blumenwerkstatt nach Hochwasser neun Wochen geschlossen
Anke Monninger selbst hat es noch schwerer getroffen, berichtet auch Katja Weber. Monninger selbst sagt, noch heute habe sie bei jedem Regen ein ungutes Gefühl. Der Laden musste neun Wochen geschlossen bleiben. Vor allem im Keller musste so gut wie alles erneuert werden. Dazu, so sagt es auch Monninger, die Hitze und schlechte Luft durch die vielen Bautrockner. "Das waren bestimmt 35 bis 40 Grad. Unsere Kerzen sind im Verkaufsraum geschmolzen", erinnert sie sich.

Helferinnen und Helfern kommen auch von außerhalb Gemmingens
24 Stunden hätte sie nach dem Unwetter mit den vielen Helferinnen und Helfern durchgehend im Schichtbetrieb Schlamm und Müll aus dem Blumenladen geholt. Für die große Unterstützung ist sie noch heute sehr dankbar. "Wenn ich heute daran denke, bekomme ich noch Gänsehaut", sagt sie im SWR-Interview. Insgesamt hätten 60 Leute auf ihrer Helferliste gestanden - und das waren nur die, die sie kannte.
Am Tag des Unwetters selbst gab es noch dazu viele Probleme: Im Keller waren auch die Trockenblumen gelagert, die hätten immer wieder die Pumpen verstopft, erzählt Monninger. Wie aber auch ihre Nachbarin Katja Weber will Monninger an das Positive denken: die große Unterstützung, die Helferinnen und Helfer, die zum Teil weit von außerhalb gekommen seien und auch den Zusammenhalt in der Gemeinde, der so unglaublich stark gewesen sei.
Hochwasserschutzübung: Nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe?
Bei der Großübung am Samstag soll es vor allem um die Prävention in Heilbronn gehen. 2024 habe man Glück gehabt, so der Heilbronner Feuerwehrkommandant Fabian Müller. Erst im Vorjahr sei der Ernstfall geprobt worden. Heilbronn selbst ist größtenteils vom Hochwasser verschont geblieben - auch dank der Feuerwehr.
Große Hilfsbereitschaft unter Freunden und Nachbarn Verzweiflung nach "Jahrtausend-Unwetter" in Gemmingen
Das Unwetter kam plötzlich - nun räumt Gemmingen auf. Über den Tag hinweg räumt die Feuerwehr die Straßen, doch die Bewohner werden den Schlamm noch über Tage im Haus haben.
Neben der Koordination im Ernstfall soll es aber auch um die Rettung von Menschen gehen. So soll in der Bahnhofvorstadt ein Alten- und Pflegeheim im Zuge der Übung evakuiert werden. Neben Statisten von der Feuerwehr werden auch Angehörige des Heims und Pflegekräfte an der Übung teilnehmen. Das freut Fabian Müller, denn da sei man immer auch auf die Unterstützung der Betroffenen und der Angestellten angewiesen.
Beteiligt an der Übung sind neben der Feuerwehr auch das Technische Hilfswerk (THW), die Polizei und die Rettungsdienste. Um 7:30 Uhr geht es los bis zum frühen Nachmittag, dann sind rund 400 Einsatzkräfte und natürlich auch jede Menge Einsatzfahrzeuge in und um Heilbronn unterwegs. Daher gibt es auch Sperrungen und Halteverbote.