Hier gibt es die Prozession zum Nachverfolgen

Strahlender Sonnenschein und 1.800 Reiter beim Blutritt in Weingarten

Stand

Von Autor/in Marion Kynaß, Dirk Polzin

Zum traditionellen Blutritt sind am Freitag wieder Tausende Reiter und Pilger in Weingarten gewesen. Die Reiterprozession ehrt die Heilig-Blut-Reliquie.

Im oberschwäbischen Weingarten (Kreis Ravensburg) zogen am Freitagvormittag wieder rund 1.800 Reiterinnen und Reiter in Frack und Zylinder durch die Stadt und über umliegende Feldwege. Grund ist der traditionelle Blutritt, diesmal bei strahlendem Sonnenschein. Er findet immer nach Christi Himmelfahrt statt und gilt als wohl größte Reiterprozession Europas.

Blutritt: Goldene Reliquie soll Blutstropfen Jesu Christi enthalten

Im Mittelpunkt der Prozession steht eine Reliquie, die der Überlieferung nach einen Blutstropfen Jesu enthält. Sie ist um 7 Uhr vor der Weingartener Barockbasilika, die Teil des ehemaligen Weingartener Klosters ist, dem Heilig-Blut-Reiter übergeben worden. Es war erneut Basilika-Pfarrer Ekkehard Schmid, der auch Leiter des Dekanats Allgäu-Oberschwaben ist. Bei der Reiterprozession hielt er die Reliquie hoch zu Ross in seinen Händen, um damit Menschen, Tiere, Häuser und die Natur zu segnen.

Die Reliquie wird seit über 900 Jahren verehrt und liegt das Jahr über im Altar der Basilika. Es handelt sich um ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Kreuz, das in der Mitte einen Bergkristall hat. Hinter diesem befindet sich ein kleines Röhrchen, das der Überlieferung nach Erde mit einem Blutstropfen Jesu Christi enthält. Der Blutritt ist ursprünglich eine reine Männerprozession gewesen. Seit 2020 ist es den Blutreitergruppen freigestellt, auch Frauen mitreiten zu lassen.

Ehrengäste verfolgen Blutritt auf dem Rathausbalkon

Zum Blutritt kommen jedes Jahr auch Ehrengäste, die die Prozession vom Balkon des Weingartner Rathauses aus verfolgen. Dieses Jahr waren es - nach kurzfristiger Anmeldung - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sowie, wie geplant, der baden-württembergische CDU-Vorsitzende Manuel Hagel. Er verfolgte den Ritt allerdings nicht vom Balkon des Rathauses aus, sondern ritt selbst mit. Dafür hat Hagel extra Auffrischungs-Reitstunden genommen, wie er auf Instagram mitteilte.

Social-Media-Beitrag auf Instagram von hagel.manuel

Kirchlicher Ehrengast war Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer. Er hielt nach der Prozession in der Basilika eine feierliche Messe für die zurückkehrenden Reiterinnen und Reiter. Sie haben am Abend des Blutfreitags einen langen Tag hinter sich. Denn der Blutfreitag startet traditionell vor Sonnenaufgang um 4 Uhr mit einer Reitermesse.

Blutritt zieht am Mittag über die Felder um Weingarten

Neben den knapp 100 Blutreitergruppen aus ganz Oberschwaben zogen beim Blutritt auch zahlreiche Musikkapellen durch die Innenstadt. Bei der Prozession über umliegende Feldwege, war hingegen Stille angesagt. Dann waren nur noch die Reiter mit ihren Pferden unterwegs. An mehreren Außenaltären wurden Gebete gesprochen.

Zum Blutritt wurden rund 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet, die teils von weit her nach Weingarten gepilgert sind. Mit dabei war jeweils auch eine Abordnung aus Mantua, der italienischen Partnerstadt von Weingarten. Teil der Abordnung war diesmal der Mantuaner Bischof Marco Busca. Die Heilig-Blut-Reliquie war ursprünglich in Mantua aufbewahrt worden, bevor sie vor 900 Jahren nach Weingarten kam.

Der Blutritt führte die Reiterinnen und Reiter rund um Weingarten (Archivbild).
Die Reiterprozession führte zur Segnung der Felder und Wiesen durch die Fluren rund um Weingarten.

Erneut strenges Sicherheitskonzept von Stadt und Polizei

Eine anspruchsvolle Aufgabe hat beim Blutritt auch die Polizei. Aufgrund der großen Menschenmengen und möglichen Terroranschläge hat sie zusammen mit der Stadt wieder ein strenges Sicherheitskonzept erstellt. So waren viele Zufahrten durch Lastwagen und Baufahrzeuge versperrt. Zudem setzte die Polizei zur Überwachung des zehn Kilometer langen Reiterprozessionswegs Drohnen ein.

Beginn der Blutritt-Feierlichkeiten schon an Christi Himmelfahrt

Dem Blutfreitag voraus gingen Feierlichkeiten am Donnerstag. Sie begannen mit einer Abendmesse in der Basilika sowie einer Festpredigt, die in diesem Jahr der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann als kirchlicher Ehrengast hielt. Weil meist nicht alle Pilger in der Kirche Platz finden, wurde die Predigt auch auf den Vorplatz der Basilika übertragen.

Anschließend zogen hunderte von Gläubigen in einer Prozession mit Kerzen singend und betend zum nahegelegenen Kreuzberg. Auf ihm gibt es 14 Kreuzwegstationen, die das Jahr über zum meditativen Gebet einladen. Zudem blieb die Basilika in der Nacht auf Freitag zum Gebet und zur Meditation geöffnet.

Viele Menschen standen nach einer Prozession von der Basilika ausgehend mit Kerzen in der Hand auf dem Kreuzberg.
Der Blutritt begann bereits mit einer Lichterprozession am Vorabend.

Pferde sind vor der Reiterprozession auch in Tiefgaragen untergebracht

Weil viele der Blutreiter bereits an Christi Himmelfahrt anreisen, stellte die Stadt Weingarten eine Tiefgarage für die Unterbringung der Tiere zur Verfügung. Andere Pferde kamen samt ihren Reiterinnen und Reitern in Privatquartieren unter, etwa auf umliegenden Bauernhöfen. Manche der Blutritt-Teilnehmer reisten auch mit Kutschen an - so wie vor 100 Jahren.

SWR übertrug Reiterprozession wieder im Livestream

Der SWR hat den Blutritt auch in diesem Jahr fast vier Stunden lang im Livestream übertragen. Die Reiterprozession kommentierte der Weingartener Brauchtumsexperte Jürgen Hohl im Gespräch mit SWR-Reporterin Marion Kynaß. Den Livestream sahen Menschen unter anderem in Ravensburg, Friedrichshafen und Bad Saulgau, aber auch in Spanien, Belgien, Großbritannien und den USA.

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