In der Flachwasserzone des Bodensees haben die Wissenschaftler von einer Plattform aus in fünf bis acht Meter Tiefe gebohrt. Die Bohrkerne und speziell die Pollen sollen den Wissenschaftlern verraten, welche Pflanzen es in den letzten 10.000 Jahren in der Region gab und wie das Wetter war. Somit geben sie Details über die Besiedelungsgeschichte der Region preis: Etwa, ob Ackerbau betrieben wurde oder das Gebiet bewaldet war. Die Erdproben sollen nun Schicht um Schicht analysiert werden, sagte der Leiter des Pfahlbaumuseums, Gunter Schöbel, dem SWR.

Wie hat der Mensch die Natur verändert?
Schöbel und sein Team wollen erfahren, wie sich in den vergangenen 10.000 Jahren Umwelt und Landschaft in der Region entwickelt haben - und welche Rolle Menschen dabei spielten, etwa durch Waldrodung und Ackerbau. Der Historiker will auch überprüfen, ob die Bodensee-Region zu Zeiten des römischen Kaisers Julius Cäsar eine Einöde war, wie in seinen Schriften behauptet, oder ob es eine durchgängige Besiedlung gab.
Wenn es stimmt, was Cäsar behauptete, dann müssten wir in dieser Zeit Anzeichen für eine Wiederbewaldung haben.
Die Pollenprofile geben dafür eindeutige Anzeichen. So schauen die Forscher etwa auf eine mögliche Zunahme von Birken-Nachweisen. Wenn sich das nicht nachweisen lässt, dann spreche das dafür, dass die Gegend sehr wohl besiedelt war. Das würde Cäsars Version widersprechen, der berichtete, dass die Region unbewohnt war. Schöbel spricht von möglichen "römischen Fake News", die Cäsar da verbreitet haben könnte.
Mit ersten Ergebnissen der Pollenanalyse rechnet Schöbel bis Ende des Jahres. Zuerst hatte der Südkurier über die Bohrungen berichtet.
