Flächenverbrauch

Warum in Baden-Württemberg so viel Fläche bebaut wird

Stand

Von Autor/in Sabine Schütze

Mit einem Volksantrag fordern zehntausende Menschen, gegen den Flächenfraß vorzugehen. Das sind die Gründe, warum Bauen oft problematisch ist, aber auch nicht einfach zu stoppen.

Die Kampagne "Ländle leben lassen" fordert eine verbindliche Obergrenze für den Flächenverbrauch. Außerdem wünscht sie sich mehr Tempo und Verbindlichkeit auf dem Weg zum Ziel der Landesregierung, bis 2035 unterm Strich auf Null zu kommen. Über 50.000 Menschen unterstützen den Volksantrag von mehr als 20 Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden.

Wie viel Fläche in Baden-Württemberg bebaut oder versiegelt wird, hat sich in den letzten Jahren leicht verändert. Aus einer Vielzahl von Gründen ist diese Fläche weiterhin hoch. Oft ist die Abwägung dabei nicht einfach.

Fast sieben Fußballfelder am Tag, aber weniger als früher

Das ist die Größenordnung aktuell: Derzeit werden pro Jahr mehr als 1.600 Hektar bebaut. Diese Zahl ist leicht rückläufig, bedeutet aber trotzdem, dass allein in Baden-Württemberg eine Fläche von fast sieben Fußballfeldern unter Beton oder Asphalt verschwindet, und zwar an jedem einzelnen Tag.

4,6 Hektar waren es im Jahr 2022 täglich - das ist deutlich weniger als beispielsweise noch im Jahr 2000 mit 12 Hektar.

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Bodenflächen vermehren sich nicht - Ländle leben lassen

Allerdings ist der Flächenverbrauch zuletzt wieder etwas gestiegen - das zeigen Zahlen des Statistischen Landesamtes. Das sehen Umwelt- und Naturschutzverbände mit Sorge: Denn die Ressource Boden, um die es hier geht, wächst nicht, vermehrt sich nicht. Nutzen können wir nur, was natürlicherweise vorhanden ist.

Die grün-schwarze Landesregierung strebt beim Flächenverbrauch eine sogenannte Netto-Null an, das bedeutet, dass sich Versiegelung und Entsiegelung von Flächen in etwa die Waage halten. Die Kampagne "Ländle leben lassen" will zunächst eine tägliche Obergrenze von 2,5 Hektar erreichen - und mehr Tempo bei der Umsetzung des Ziels.

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Spannungsfeld zwischen Wohnungsnot, Klima- und Naturschutz

Wir brauchen Flächen für neue Gewerbegebiete und neuen Wohnraum - mit den dazugehörigen Straßen und Parkplätzen. Außerdem müssen die Gemeinden Flächen für den Ausbau erneuerbarer Energien ausweisen - die Vorgabe des Bundes liegt bei knap zwei Prozent der Landesfläche.

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Der Gemeindetag weist außerdem auf die Ansiedlungsstrategie in Baden-Württemberg und den Bedarf an zusätzlichen Stellplätzen für Lastwagen an den Autobahnen hin. All das benötige viel Fläche.

Politik beginnt beim Betrachten der Realität. In Baden-Württemberg müssen hunderttausende Wohnungen gebaut werden.

Es sprechen also durchaus Gründe für die Bebauung weiterer Flächen. Die Abwägung ist also nicht einfach, insbesondere wenn Wohnungen knapp sind. Das führt immer wieder zu Auseinandersetzungen, auch juristisch.

Allerdings gehört zu dieser Wahrheit auch, dass gerade in ländlichen Gebieten wie Oberschwaben oder Hohenlohe bevorzugt Einfamilienhäuser gebaut werden, statt Mehrfamilienhäuser, die deutlich weniger Boden pro Bewohner benötigen würden.

Es kommt auch vor, dass Gemeinden Gewerbegebieten den Vorrang geben und Waldstücke den Kürzeren ziehen - oder dass Baugebiete Streuobstwiesen ersetzen sollen. Nicht konsequent berücksichtigt werden dagegen Baulücken oder leerstehende Wohnungen. Es gibt aber auch andere Beispiele, wie etwa in Wertheim.

Folgen des Flächenverbrauchs für Menschen, Tiere und Pflanzen

Der Flächenverbrauch vernichtet Wiesen und wertvolles Ackerland, also auch den Boden, auf dem unsere Lebensmittel wachsen. Lebensräume für Tiere und Pflanzen verschwinden oder werden eingeschränkt.

Das beschleunigt das Artensterben, unter anderem auch, weil die natürlichen Lebensräume immer weiter zerschnitten, also voneinander getrennt werden. Ein Problem für Tiere, die große Territorien brauchen.

Und wir Menschen verschlechtern uns selbst damit auch noch das Mikroklima in den Städten. Denn Gebäude und Asphalt erhöhen die Temperaturen in den Städten in den ohnehin schon heißen Sommern. 

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